Energie & Kommunikation

Wie die SBB unseren Schienenverkehr flüssig halten

Am Bahnhof Lausanne herrscht Hochbetrieb (Bild: © SBB )

Am Bahnhof Lausanne herrscht Hochbetrieb (Bild: © SBB )

Der öffentliche Verkehr im Raum Lausanne–Genf hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Damit der Verkehrsknoten Lausanne nicht zum verstopften Nadelöhr wird, müssen Fahrpläne angepasst, neue Gleise und Überführungen gebaut, Stellwerke erneuert und Züge mit höherer Kapazität eingesetzt werden.

Die «Métropole Lémanique», der Wirtschaftsraum rund um die beiden Zentren Genf und Lausanne mit 1.2 Millionen Einwohnern, ist neben der Metropolregion Zürich die geschäftigste Gegend der Schweiz. Sie zieht Menschen aus dem In- und Ausland an und laut demographischen Vorhersagen sollen bis 2030 alleine in den Kantonen Waadt und Genf nochmals 300 000 Einwohner dazukommen. Da der Wohnraum in den Städten begrenzt ist, ziehen die meisten Neuzuzüger aufs Land oder in die Agglomeration und pendeln mit Auto oder Zug an ihren Arbeitsplatz.

50 000 Passagiere transportiert die SBB heute täglich zwischen Lausanne und Genf. 37 000 nutzen das Netz des «Réseau express régional vaudois» (RER) – die S-Bahn des Kantons Waadt. Und weitere 11 000 sind täglich auf dem Regionalverkehrsnetz Genf mit dem Zug unterwegs. «Wir rechnen damit, dass sich die Nachfrage nach Zugfahrten zwischen Genf und Lausanne bis 2030 verdoppeln wird», sagt Bernard Knupfer, Verantwortlicher für die Netzentwicklung der SBB im Raum Genf/Lausanne.

400 Meter-Züge und zusätzliches Gleis

Damit diese Nachfrage nicht bald das Angebot übersteigt, begann Knupfer vor sieben Jahren zusammen mit seinem Team mit der Ausbauplanung für den Bahnhof Lausanne. Dabei ging er von einem bestehenden Rahmenplan aus, der eine Vision für das gesamtschweizerische Zugverbindungsnetz – das weltweit meistgenutzte überhaupt – bis 2050 beschreibt.

 

Schema Verkehrsknoten Lausanne: Aktueller Stand (Bild © SBB)

Der Verkehrsknoten Lausanne: Aktueller Stand (Bild © SBB)

Sein Hauptziel bei der Planung für Lausanne war es, die Sitzplätze zwischen Lausanne und Genf bis 2030 zu verdoppeln. Dafür werden ab Dezember 2015 die bisherigen Züge zwischen Zürich und Genf mit neuen «Duplex Grandes Lignes» ersetzt. Das sind zweistöckige, 400 Meter lange Bombardier-Züge, die bis 1300 Fahrgäste transportieren können. Dafür müssen die Perrons verlängert und das Stellwerk für die Weichenstellung und Signalsteuerung erneuert werden.

Gleichzeitig wird zwischen Lausanne und Renens ein zusätzliches Gleis gelegt, damit künftig vier Gleise für die Achse Lausanne–Renens zur Verfügung stehen.

Schema Verkehrsknoten Lausanne: Zeitraum 2020-2050 (Bild © SBB)

Der Verkehrsknoten Lausanne: Im Zeitraum 2020-2050 (Bild © SBB)

Das Projekt «Léman 2030» ist auch für die Fahrplangestaltung eine Herausforderung. In Lausanne werden in Zukunft zu jeder halben Stunde acht 400 Meter lange Züge im Bahnhof stehen. Dafür müssen die Gleisbelegung und die Anschlüsse neu berechnet werden, was an zentraler Stelle mit Computersimulationen geschieht.

Die SBB ist bekannt für ihren symmetrischen Taktfahrplan (siehe Kasten). Um den Takt, also die Häufigkeit der Anschlüsse, weiter zu erhöhen, müssen Züge auch gleichzeitig aus dem Bahnhof fahren können, ohne dass es zu Doppelbelegungen der verfügbaren Geleise kommt. Deshalb wurde in Lausanne eine neue Gleisüberwerfung zwischen Prilly-Malley und Renens nötig, eine Art Brücke mit einem zusätzlichen Gleis.

Nachbarn in Planung mit einbeziehen

Mit Infrastrukturplanung und Fahrplangestaltung alleine lässt sich ein Projekt wie «Léman 2030» heute nicht mehr realisieren. Fünf Wohnhäuser müssen zugunsten des Bahnhofausbaus abgebrochen werden. Die dortigen Bewohner kämpften zuerst für den Erhalt ihrer Wohnungen. Daraufhin konnten die SBB diesen jedoch in gemeinsamen Gesprächen passende Alternativen anbieten. «Nur wenn alle Anspruchsgruppen von Anfang an berücksichtigt werden, ist die effiziente Umsetzung eines solchen Projekts überhaupt möglich», ist Knupfer heute überzeugt.   

Der Taktfahrplan – ein Erfolgsrezept

Vielleicht ist dir bereits aufgefallen: Die Züge der SBB fahren immer zum Ende der vollen (oder halben) Stunde in die grössten Schweizer Bahnhöfe ein und zum Stundenbeginn (oder Halbstundenbeginn) wieder hinaus. Das ist möglich, weil die Fahrzeiten zwischen den grössten Schweizer Städten ungefähr eine Stunde betragen. Anschlüsse können deshalb aufeinander abgestimmt und die Wartezeiten im Bahnhof auf ein Minimum reduziert werden. Der gesamte Fahrplan wird an diesen Knotenpunkten – sogenannte Hubs – ausgerichtet, auf die sich die SBB auch bei ihrem Netz- und Infrastrukturausbau konzentriert. 

Bahnhofsuhr. Bild: © SBB

Bild: © SBB


Text: SATW /Samuel Schläfli
Quelle: Technoscope 3/12: Urbanisierung. Technoscope ist das Technikmagazin der SATW für Jugendliche

Erstellt: 09.10.2013

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