Energie & Kommunikation

Warum kann das Baden unterhalb eines Wasserkraftwerks gefährlich sein?

Ein Wasserkraftwerk

Bild: Zeljko Radojko/Shutterstock.com

Wasserkraftwerke reagieren sehr schnell auf Schwankungen in der Stromnachfrage. Bei erhöhtem Strombedarf wird der Wasser-Durchlauf gesteigert. Der Wasserpegel im Abfluss steigt plötzlich an – aus dem gemütlich plätschernden Rinnsal kann in wenigen Minuten ein reissender Wildbach werden.

Die Speicherkraftwerke, die in den Alpen mit dem Wasser aus Stauseen Strom produzieren, haben im Vergleich zu anderen Kraftwerken einen grossen Vorteil: Sie können den Strom sehr flexibel produzieren. Sie liefern also genau dann Elektrizität, wenn diese benötigt wird. Diese Flexibilität hat allerdings ihren Preis: Die Speicherkraftwerke lassen sehr unterschiedliche Mengen an Wasser ab. Das Phänomen wird in Fachkreisen als "Schwall- und Sunk-Betrieb" bezeichnet.

Im Schwallbetrieb erzeugt das Kraftwerk viel Strom und lässt daher grosse Mengen an Wasser ab. Der Wasserstand im Flussbett unterhalb der Kraftwerkszentrale steigt dementsprechend an. Produziert das Kraftwerk hingegen keinen Strom, fliesst kein Wasser durch die Turbinen. Deshalb sinkt im Sunkbetrieb der Wasserstand auf das gesetzlich festgelegte Minimum ab, die sogenannte Restwassermenge. Das Tückische ist nun, dass das Kraftwerk im Laufe des Tages vom Sunk- zum Schwallbetrieb wechseln kann. Wer also an einem schönen Sommertag an einem Fluss in den Alpen unterhalb eines Kraftwerks einen gemütlichen Badetag einschalten will, kann eine unliebsame Überraschung erleben: Fährt das Kraftwerk die Stromproduktion hoch, fliesst plötzlich eine viel grössere Wassermenge ab. Die eben noch trockene Uferzone kann dann in kurzer Zeit überflutet werden.

Solche Warnschilder finden sich oft an Flussläufen unterhalb von Wasserkraftwerken

Solche Warnschilder finden sich oft an Flussläufen unterhalb von Wasserkraftwerken - es lohnt sich das "Kleingedruckte" zu lesen. Bild: BKW FMB Energie AG

Deshalb sollten die Warntafeln entlang von solchen Flüssen unbedingt beachtet werden! Der Schwall- und Sunk-Betrieb ist auch aus Sicht der Umwelt problematisch: Wenn in einem Fluss der Wasserstand mehrmals pro Tag zwischen Hochwasser und Trockenheit hin und her schwankt, haben Tieren und Pflanzen Mühe, sich an die ständig wechselnden Bedingungen anzupassen. Aus diesem Grund sind die Kraftwerksbetreiber bestrebt, die Schwankungen mit gezielten Massnahmen zu verringern. Eine Möglichkeit ist beispielsweise, das Wasser nach der Stromproduktion zunächst in einem Becken aufzufangen. Von dort aus kann es dann gleichmässig in den Fluss geleitet werden. Dadurch werden die Pegelschwankungen im Fluss ausgeglichen.

 

 

Text: SATW/Felix Würsten
Quelle: Technoscope 1/12: Wasser
Technoscope ist das Technikmagazin der SATW für Jugendliche

Erstellt: 10.10.2012

Dieser Beitrag wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf die aktuelle Website importiert. Wir freuen uns, wenn uns allfällige Darstellungsfehler gemeldet werden: redaktion(at)simplyscience.ch.

Mehr