Energie & Kommunikation

Wie entsteht eigentlich Holzkohle?

Kohlenmeiler

Holzkohle nach dem Pyrolyse-Prozess: zu 90% reiner Kohlenstoff. Bild: CanStockPhoto

Wenn an warmen Abenden der graue Rauch von Feuerstellen und Grills aufsteigt, wird klar: Holzkohle ist für viele im Sommer nicht wegzudenken. Doch wie und aus welchem Holz gewinnt man eigentlich Holzkohle, und wo kam sie früher her? Gibt es für Holzkohle noch andere Verwendungszwecke als die Glut für den Grillplausch?

Eines darf an dieser Stelle vorweggenommen werden: Holzkohle wird, wie es ihr Name sagt, aus Holz hergestellt. Aufgrund der Dichte des Holzes und damit der im Holz vorhandenen Energie eignen sich nicht alle Holzarten gleichermassen für die Herstellung von Holzkohle. Heute wie früher wird dabei meist das Holz der Buche verwendet, die bei uns weit verbreitet ist.

Der Köhler, Held des Meilers

Aufbau eines Holzkohlenmeilers

Aufbau eines traditionellen Holzkohlenmeilers. Bild: CanStockPhoto

Von der Eisenzeit vor rund 3000 Jahren bis ins 20. Jahrhundert wurde Holzkohle von einem Köhler hergestellt. Der Köhler war zuständig für den Aufbau und Betrieb eines sogenannten Meilers. Das ist eine Art halbkugeliger Ofen, in dem die Verwandlung vom Holz zur energiereichen, pechschwarzen Holzkohle geschieht.

Einen solchen Meiler zu bauen verlangt enorm viel Geschick und Erfahrung. Zuerst wird das Buchenholz aufgeschichtet, danach mit Schichten von Gras, Moos und Lehm bedeckt, so dass der Meiler praktisch luftdicht verschlossen ist. Die für den Verbrennungsvorgang im Inneren nötige Sauerstoffmenge gelangt durch die Poren, winzig kleine Öffnungen im Lehm, in den Meiler. Bei grösseren Meilern werden sorgfältig genau definierte Lüftungskanäle eingelassen, so dass dem Prozess (man nennt ihn Pyrolyse) im Meiler immer die richtige Sauerstoffmenge zur Verfügung steht.

Daraufhin wird der Meiler vom Köhler entzündet. Während mehrerer Tage oder Wochen glimmt das Holz im Inneren, wobei dem Holz die gesamte Feuchtigkeit entzogen wird und gasförmige Reaktionsprodukte verbrennen. Zurück bleibt nur das Kohlenstoffgerüst der Holzzellen. Deshalb ist Holzkohle auch so leicht. Beim späteren Verglühen im Grill entstehen keine Flammen mehr, weil der Kohle bereits alle brennbaren Gase entzogen wurden und kein Gas mehr austritt.

Holzkohlenmeiler

Traditioneller Holzkohlenmeiler in Westfalen (Deutschland) während der Verkohlungsphase. Bild: Frank Behnsen/Wikimedia Commons, CC-Lizenz.

Der Vorgang der Verkohlung kann je nach Grösse des Meilers mehrere Wochen dauern. Der Köhler bleibt während der ganzen Zeit beim Meiler und beobachtet den Vorgang. So ist sichergestellt, dass er im Notfall (z. B. wenn der Meiler Gefahr läuft, unkontrolliert abzubrennen) reagieren kann. Man kann sich gut vorstellen, dass der Köhler während dieser Zeit nicht gerade viel geschlafen hat … Steigt aus dem Meiler schliesslich nicht mehr reiner, weisser Rauch auf, sondern schwarz-grauer, weiss der Köhler: Sein Werk ist fürs Erste vollbracht.

Wird Holzkohle auch heute noch so hergestellt?

Der Beruf des Köhlers ist heute fast ausgestorben. Es gibt in der Schweiz nur noch ein paar wenige Menschen, die dieses alte Handwerk beherrschen. Dennoch wird auch heute noch Holzkohle hergestellt, und das Prinzip ist eigentlich immer noch dasselbe. Allerdings wird Holzkohle heute in viel grösseren Mengen und industriell, das heisst in grossen Fabriken, produziert. Die dafür benötigten riesigen Öfen heissen ebenfalls „Meiler“ oder „Kohlenmeiler“.

Kann man mit Holzkohle auch noch andere Sachen machen als grillieren?

Früher wurde Holzkohle überall dort verwendet, wo extrem hohe Temperaturen bei minimaler Flammenentwicklung benötigt wurden. Dies war beim Schmelzen von Eisen und anderen Metallen der Fall, oder auch beim Schmied, der sein Material glühend heiss erhitzen musste, um beispielsweise einem Pferd ein passgenaues Hufeisen zu fertigen.

In der heutigen Zeit ist Holzkohle vielerorts durch fossile Brennstoffe wie zum Beispiel Erdöl oder Kohle aus einem Kohlebergwerk ersetzt worden. Allerdings benötigt man auch heute noch Holzkohle für die Herstellung von gehärteten Metallen und natürlich, um damit unserem Grill oder unserer Feuerstelle richtig einzuheizen.

Woher kommt das viele Holz, das für die Herstellung der Holzkohle gebraucht wird?

Holzkohle kann man in grossen Säcken im Supermarkt kaufen. Sie kommt oft aus weit entfernten Ländern in Lateinamerika. Die extrem niedrigen Verarbeitungskosten, Einkaufskosten und Transportkosten ermöglichen es, dass sie hierzulande sehr billig angeboten werden kann. Es ist jedoch nicht auszuschliessen, dass für diese Holzkohle Urwaldbäume gefällt wurden oder sie von Plantagen stammt, die auf ehemaliger Regenwaldfläche angelegt wurden.

Einige grosse Supermarktketten bieten allerdings auch sogenannte FSC-zertifizierte Holzkohle an. Diese wird unter strengeren Bedingungen hergestellt und stammt meist aus der Ukraine, Polen oder Deutschland.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das uralte Handwerk der Holzkohleherstellung vom Köhler in einem Holzkohlemeiler heute zwar nicht mehr im grossen Stil stattfindet. Dennoch ist der eigentliche Prozess nicht ausgestorben und der chemische Vorgang bleibt der gleiche. Auch heute gibt es in der Schweiz ein paar wenige Leute, die das faszinierende und zeitaufwändige ursprüngliche Handwerk der Köhlerei noch beherrschen. Einige Male pro Jahr finden dazu auch Demonstrationen in verschiedenen Wäldern statt.

Achte beim Kauf von Holzkohle auf das FSC-Zertifikat. So kannst du einen kleinen Teil dazu beitragen, dass der Wald und die Leute, die mit ihm arbeiten, fair behandelt werden.

Erstellt: 08.04.2014

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