Technik & Materialien

Vom Ingenieur zum Testpiloten – ein Flugzeug nimmt Gestalt an

PC-7 der Schweizer Luftwaffe

PC-7 der Schweizer Luftwaffe. Präzision beim Fliegen folgt auf Präzision bei der Herstellung. Bild: oorka/Shutterstock.com

In Stans werden über 100 Flugzeuge pro Jahr produziert. Ein Augenschein vor Ort zeigt, wie aus tausenden von Einzelteilen in mehrmonatiger Arbeit ein fertiges Propellerflugzeug wird.

Engineering: Hier werden Flugzeuge und Einzelteile entworfen. Christoph Hardegger, Konstrukteur 4. Lehrjahr, mit einem CAD-Modell. Bild: SATW / Franz Meier

1200 Mitarbeitende sind für Pilatus in Stans tätig und sie alle verbindet eine gemeinsame Leidenschaft: «Wer hier arbeitet ist entweder selber Pilot oder sonst von Flugzeugen begeistert», erzählt Daniel Wey, Controller und Assistent der Geschäftsleitung. Die Herstellung eines Flugzeugs ist eine langfristige Sache: Rund 18 Monate dauert es von der Bestellung bis zur Auslieferung. 250 bis 300 Mitarbeiter sind in die Produktion einer Maschine involviert. Über ein Jahr ist alleine für Abklärungen, die Organisation und die Bestellung aller Komponenten nötig. Eine PC 12 zum Beispiel besteht aus 9500 Einzelteilen. 40 Prozent davon werden von Pilatus in Stans selber produziert, der Rest wird auf der ganzen Welt eingekauft. Pilatus ist ein so genannter Zellenbauer, das heisst er produziert nur die Flugzeugchassis. Die gesamte Elektronik und die Turbinen werden von Zulieferern bestellt.

Fertigung: Hier werden die einzelnen Teile angefertigt. Nadine Bucher, Polymechanikerin 1. Lehrjahr, an einer Drehbank. Bild:  SATW / Franz Meier

Auf der Suche nach dem Optimum

Die Flugzeugproduktion beginnt mit dem Engineering. Ein Team aus über 200 Ingenieuren und Ingenieurinnen entwickelt hier neue Flugzeuge und tüftelt an Verbesserungen für bestehende Modelle. Zum Beispiel werden einzelne Komponenten wie ein Kühlgebläse für die Klimaanlage weiterentwickelt, damit diese robuster sind und weniger oft ausgewechselt werden müssen. Oder Aerodynamiker suchen mit Hilfe von Computersimulationen nach schnittigeren Flugzeugformen. Dadurch kann der Luftwiderstand verringert und der Kerosinverbrauch in der Luft vermindert werden. Erst nach ausgereiften Konzeptstudien und dem Bau von Prototypen geht ein neues Modell oder eine optimierte Komponente in die Fabrikation. Dort werden die selbstproduzierten Flugzeugbestandteile hergestellt. Spengler und Mechanikerinnen fräsen komplexe Bauteile, formen Bleche für die Flügel oder fertigen Kohlefaserkomponenten.

Montage: Hier werden die Einzelteile zusammengebaut. Ivo Meuli, Polymechaniker 3. Lehrjahr, vor den Montageplänen. Bild: SATW / Franz Meier

Erst im Zellenbau und in der Montage nimmt das Flugzeug langsam Gestalt an: Der Flugzeugrumpf, die Flügel und das Leitwerk werden von Flugzeugtechnikern Schritt für Schritt zu einem Ganzen zusammengebaut. Hier beginnt auch die Arbeit der Elektriker. Sie verkabeln alle technischen Bestandteile – ein enormer Aufwand: Rund 15 Kilometer Kabel müssen pro Flugzeug verlegt werden.

Rolf Würsch, Anlage- und Apparatebauer 4. Lehrjahr, im noch unfertigen Flugzeugrumpf. Bild:  SATW / Franz Meier

Massgeschneiderte Flieger

Jedes Flugzeug ist ein Unikat. Die Kunden können die Bemalung, die Kabinenverkleidung, die Art der Passagiersitze und den Stil der Teppiche selber auswählen. Videokonsolen oder Hi-Fi-Anlagen werden auf Wunsch ebenfalls installiert. Nach der Montage, die bei einer PC 12 ungefähr vier Monate dauert, werden sämtliche Systeme des fertigen Flugzeugs im Standlauf einem gründlichen Check unterzogen. Fachleute überprüfen und justieren hunderte von Geräten, die für die Steuerung, Navigation und Sicherheit beim Flug notwendig sind. Erst wenn alle Systeme störungsfrei funktionieren, verlässt das Flugzeug die Montagehalle für einen Erstflug. Speziell dafür ausgebildete Piloten überprüfen und protokollieren in der Luft erneut sämtliche Systeme. Wenn alles einwandfrei läuft, wird die Maschine zum zukünftigen Besitzer geflogen; zum Beispiel 16 000 Kilometer weit weg nach Sydney in Australien.

Fliegen dank aerodynamischem Auftrieb

Flugzeuge fliegen dank aerodynamischem Auftrieb, der im Geradeausflug exakt gleich gross ist wie das Gewicht des Flugzeugs. Die Flügel lenken den auftreffenden Luftstrom leicht nach unten ab. Dadurch entsteht eine Umströmung mit kleinerem Druck auf der Oberseite der Flügel als auf der Unterseite. Die durch diese Druckdifferenz resp. Umlenkung der Luft entstehende Kraft heisst «Aerodynamischer Auftrieb» und ist der wichtigste Beitrag an den Auftrieb eines Flugzeugs. Du kannst es selbst testen: Halte deine Hand beim Autofahren aus dem Fenster in den Luftstrom und neige
diese leicht. Die Hand wird nach oben oder unten gedrückt, je nach Anstellung. Je grösser die Anstellung und je schneller der Luftstrom, umso grösser die aerodynamische Auftriebskraft. Es gibt auch statischen Auftrieb, zum Beispiel bei Ballonen, die mit einem Gas gefüllt sind, das leichter als Luft ist. Im Gegensatz zu Flugzeugen können sich
Ballone auch ohne Luftströmung in der Höhe halten.

Quelle: Technoscope 2/10: Luftfahrt. Technoscope ist das Technikmagazin der SATW für Jugendliche.

Erstellt: 07.10.2010

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