Du hast wahrscheinlich nicht zum ersten Mal etwas angezündet oder in die Kerzenflamme gehalten – aber bei diesem Haar fällt einfach auf, dass es dabei wahnsinnig stinkt. Woran liegt das?
Haare sind lange Fäden von verhornten Zellen, die hauptsächlich aus Keratin (einer bestimmten Art von Proteinen) bestehen. Keratin ist wie alle anderen Proteine unseres Körpers aus Aminosäuren aufgebaut. Besonders angereichert sind in den Haaren gerade diejenigen Aminosäuren, die einen erhöhten Schwefel-Gehalt haben. Bei der Verbrennung dieser Aminosäuren entstehen dann die bekannten, übel riechenden Schwefelverbindungen.
Gleich und doch nicht gleich
Muskeln und Sehnen, Haare, Spinnweben, Hühnereiweiss und Proteinpräparate bestehen letztlich alle aus denselben Bausteinen: den Aminosäuren. Trotzdem sind ihre Eigenschaften ganz offensichtlich sehr verschieden. Das liegt daran, dass die verschiedenen Aminosäuren in unterschiedlichen Anteilen in den genannten Stoffen vorkommen. Ausserdem können sich die Aminosäuren-Bausteine zu vielen verschiedenen Formen zusammenfügen. Insgesamt gibt es 22 verschiedene Aminosäuren, die mehr oder weniger beliebig kombiniert werden können.
Gerade im Keratin von Haaren und Fingernägeln ist eine dieser Aminosäuren sehr dominant vertreten: "Cystein" ist eine schwefelhaltige Aminosäure und unter anderem für die Festigkeit der Haare verantwortlich. Bei der Verbrennung von schwefelhaltigen Verbindungen entstehen Schwefeldioxid (SO2) und Schwefeltrioxid (SO3). Diese Verbindungen sind für einen charakteristischen Geruch verantwortlich, den wir als sehr unangenehm empfinden.
Zusätzlich kommt es durch den in allen Aminosäuren enthaltenen Stickstoff bei der Verbrennung zu der Bildung von Stickoxiden (NO2, NO3). Auch diese Verbindungen haben einen ganz bestimmten unangenehmen Geruch.