Erde & Umwelt

Der Herbst ist da: Raureif und Eisblumen

Eisblumen

Eisblumen bilden sich auf kalten Scheiben, wenn die Luft feucht und der Temperaturunterschied zwischen Scheibe und Luft genügend gross ist. Bild: Caryll/Shutterstock.com

Kalte Nächte und feuchte Luft: Das sind die Voraussetzungen dafür, dass morgens auf den Wiesen Raureif liegt und auf kalten Scheiben Eisblumen blühen. In unseren Breitengraden ist dies im Herbst und Winter oft der Fall.

Dicker Morgennebel ist ein Zeichen dafür, dass definitiv der Herbst begonnen hat – zumindest, wenn man nicht in den Bergen wohnt! Wie und warum Nebel entsteht, erfährst du im Artikel Graue Nebeltage.

Vom Wasserdampf zum Eiskristall

Bei Temperaturen über 0°C schlägt sich der Nebel auf der Erdoberfläche als Tau nieder. Wenn sich die Temperaturen jedoch unter dem Gefrierpunkt befinden, beobachten wir weitere spannende Phänomene wie Raureif und die Bildung von Eisblumen. Bei diesen Vorgängen findet eine sogenannte Resublimation statt: Der gasförmige Wasserdampf gefriert zu festen Eiskristallen, ohne zuerst zu flüssigem Wasser zu werden.

Geschieht diese Resublimation direkt auf der Erdoberfläche, so spricht man von „Reif“ oder „Raureif“. Eine feine, weisse Schicht von winzigen Kristallen überzieht den Erdboden und alles, was darauf ist.

Voraussetzung für die Entstehung von Raureif sind tiefe Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit und leichter Wind. Um zu Eiskristallen zu gefrieren, benötigen die Nebeltröpfchen und Wasserdampfpartikel Kristallisationskeime (so entstehen auch Schneeflocken). Wenn es nur wenige Kristallisationskeime gibt, bleiben die Wasserpartikel „unterkühlt“ als Dampf in der Luft. Werden sie nun vom Wind gegen ein Objekt geweht, findet sofort eine Resublimation statt, und der Raureif überzieht alles mit einem weiss glitzernden Kleid.

Eisblumen am Fenster

Zu einer Zeit, als Fenster noch aus einfachen Glasscheiben bestanden, waren Eisblumen im Winter ein häufiges Phänomen. Sie bildeten sich auf der Innenseite der Scheibe, wenn die Innenraumluft feucht und die Aussentemperatur unter dem Gefrierpunkt war. Die warme Luft im geheizten Raum traf auf das kalte Fensterglas, und alle Feuchtigkeit resublimierte an den Staubpartikeln auf der Scheibe in blumenförmigen Mustern.

Frost auf dem Oberlicht eines parkierten roten Autos

Frostmuster in Form von Eisblumen auf einem im Freien parkierten Auto. Bild: Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurden diese Eisblumen jedoch immer seltener. Doppelverglasungen sorgten für eine immer bessere Isolation der Fenster, so dass der Temperaturunterschied zwischen Scheibe und Raum nicht mehr gross genug war für diesen physikalischen Effekt. Zum Glück, denn der Wohnkomfort wurde damit natürlich grösser und die Heizenergie konnte sparsamer eingesetzt werden! Nur in kaum isolierten Bauten wie Werkstätten, Alphütten oder vielleicht dem einen oder anderen Wintergarten oder Gewächshaus durften die Eisblumen noch blühen.

Seit einigen Jahren sind sie nun aber wieder häufiger zu sehen: nicht mehr in Innenräumen, sondern auf der Aussenseite von hoch dämmenden Dreifachverglasungen! Genau wie die kalte Metall-Oberfläche von Autos kühlen sich diese Scheiben auf der Aussenseite bei tiefen nächtlichen Temperaturen so stark ab, dass die darüberstreichende Luft – beispielsweise bei einem Wetterumschlag – manchmal sogar weniger kalt ist. Dann kristallisiert die Luftfeuchtigkeit darauf aus und bildet die bekannten blumenförmigen Strukturen.

Zuletzt geändert: 20.10.2022
Erstellt: 30.11.2013
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