Portraits

Wassermänner und -frauen erzählen

Kristin Schirmer und Herwig Griesenhofer

Kristin Schirmer, Biologin und Leiterin der Eawag-Abteilung Umwelttoxikologie.
Herwig Griesenhofer, ETH-Informatiker und bis vor Kurzem Gruppenleiter Netzdokumentation, AIL.
Bilder: Kristin Schirmer und Herwig Griesenhofer

Eine Toxikologin und ein Informatiker erklären, was ihr Beruf mit Wasser zu tun hat.

Die Toxikologin

Kristin Schirmer

"Fische sind sehr gute Indikatoren dafür, ob Wasser sauber ist oder nicht." Kristin Schirmer, Biologin und Leiterin der Eawag-Abteilung Umwelttoxikologie. Bild: Kristin Schirmer

Als Umwelttoxikologin befasse ich mich damit, wie die Umwelt auf Tiere und Pflanzen im Wasser wirkt und wie Chemikalien sie beeinflussen. Gerade Fische sind sehr gute Indikatoren dafür, ob das Wasser sauber ist oder nicht. Wir entwickeln Methoden, mit denen wir dafür keine lebendigen Fische mehr benötigen, sondern unsterbliche Fischzellen, die wir im Labor züchten. An diesen Zellen können wir untersuchen, wie schädlich bestimmte Stoffe für den Fischorganismus sind: Wir sehen zum Beispiel, ob ein Fisch weniger wächst oder sogar sterben könnte. Solche Einsichten helfen dabei zu entscheiden, ob ein neues Produkt zugelassen werden soll, oder ob Abwässer noch besser gereinigt werden müssen. Natürlich ist eine Zelle noch nicht ein ganzer Fisch. Bei unserem neusten Projekt geht es deshalb darum, Zellkulturen von verschiedenen Organen auch mithilfe von Computermodellen zu einem ganzen "künstlichen Fisch" zusammenzufügen. Damit wollen wir die Auswirkung von Chemikalien ganz ohne Tierversuche noch besser, schneller und genauer analysieren können.

Auch in der Natur gibt es giftige Stoffe, zum Beispiel die Toxine der Blaualgen, derentwegen man auch diesen Sommer in manchen Seen nicht baden durfte. Die allermeisten umweltschädlichen Stoffe sind jedoch menschengemacht. Und zwar sind es längst nicht nur die Landwirtschaft oder die Industrie, die viel Chemie einsetzen, sondern auch die privaten Haushalte: Das geht vom Duschgel über Wasch- und Putzmittel und die Sonnencreme beim Baden bis zum Pestizid im Garten. Über die Kanalisation oder durch Versickern im Boden gelangen diese Stoffe am Ende zurück ins Wasser und belasten Tiere, Umwelt und Menschen.

Der Informatiker

Herwig Griesenhofer

"Weil Trinkwasser als Lebensmittel gilt, muss es strenge Anforderungen erfüllen." Herwig Griesenhofer, ETH-Informatiker und bis vor Kurzem Gruppenleiter Netzdokumentation, AIL. Bild: Herwig Griesenhofer

Trinkwasser sprudelt nicht von selbst aus dem Hahn. Weil es als Lebensmittel strengen Anforderungen genügen muss, wird es zuerst aufbereitet. In der Region Lugano sind dafür die Aziende Industriali di Lugano (AIL) zuständig. Mehr als ein Drittel des Trinkwassers in Lugano und Umgebung stammt aus dem Grundwasser. Dazu kommt Quellwasser aus über hundert Quellen (rund 23%), die hauptsächlich an den Hängen des Monte Tamaro entspringen. Und schliesslich wird auch aus dem Luganersee Wasser gepumpt (28%). Zusammen ergibt das ein dichtes und der vielen Hügel und Berge im Luganese wegen komplexes Vertriebsnetz von der Quelle bis zu den Endverbrauchern, mit Wasserwerken, Pumpstationen, Reservoirs und 650 Kilometer Leitungen. Um hier den Überblick zu behalten und die ganze Anlage möglichst reibungslos zu betreiben und zu warten, sind die Luganer Stadtwerke auf genaue Leitungskataster angewiesen: Das sind Pläne, auf denen alle ober- und unterirdischen Wasserinfrastrukturen eingezeichnet sind.

Früher wurden sie von Hand erstellt und nachgeführt und waren deshalb nicht immer exakt: Wenn die Techniker einer Panne wegen ausrückten, fanden sie die gewünschte Leitung also nicht immer auf Anhieb. Heute sind Geoinformationssysteme (GIS) zum unverzichtbaren Werkzeug im Wassermanagement geworden. Ein GIS erlaubt es, das gesamte Wasserverteilungsnetz in digitaler Form lückenlos abzubilden und zu vernetzen und zu jedem Objekt – Wasserleitung, Reservoir, Wasseraufbereitungsanlage – zahlreiche Informationen zu speichern: zum Beispiel das Alter einer Leitung, ihren genauen geografischen Verlauf, die Anzahl der angeschlossenen Kunden usw.

Erstellt: 22.12.2022
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