Portraits

Amalia Diaz Tolentino – Landschaftsarchitektin und Drohnenkommandeurin

Bild: CanStockPhoto

Amalia Diaz Tolentino ist Landschaftsarchitektin und Projektleiterin am Institut für Landschaft und Freiraum an der Ostschweizer Fachhochschule OST. Zu ihrer Arbeitsausstattung gehören auch ein Smart Controller (Fernsteuerung) und eine Drohne.

Technoscope: Was macht eine Landschaftsarchitektin?

Amalia Diaz: Sie schafft Lebensräume im Freien für Menschen, Tiere und Pflanzen. Ihre Arbeit umfasst alle Aussenräume rund um Gebäudefassaden: Pärke und Plätze, Gärten und Höfe, Strassen und Gassen usw.

Und was macht sie mit diesen Lebensräumen?

Sie sollen funktional gestaltet werden und gleichzeitig attraktiv sein: In der Pandemie haben wir alle gemerkt, wie wichtig grüne Flächen und Plätze sind, auf denen man sich sowohl als Individuum als auch in der Gemeinschaft wohlfühlt. Sehr wichtig ist das Regenwassermanagement.

Das müssen Sie erklären.

Das heisst: Wohin mit dem Wasser, wenn es regnet? Sauberes Wasser ist lebenswichtig und kostbar. Aber heutzutage sind viele Flächen verbaut, so dass das Regenwasser oft gar nicht mehr versickern kann. Landschaftsarchitekten suchen nach Lösungen, damit das Wasser seinen Weg findet und der natürliche Wasserkreislauf wiederhergestellt wird.

Wie finden Sie diese Lösungen?

Wir versuchen mithilfe von digitalen Geländemodellierungen herauszufinden, wie das Gelände gestaltet werden müsste, damit das Wasser möglichst gut gesammelt, geleitet und in den natürlichen Wasserkreislauf zurückgeführt werden kann. Da kommt die Drohne ins Spiel. Sie erleichtert die Geländevermessung: Nicht nur sehr grosse Flächen, sondern auch Orte, die für Menschen gefährlich sind, lassen sich mit ihrer Hilfe ganz einfach und effizient vermessen.

Die Drohne liefert also die Daten, die Sie für Ihr Modell brauchen.

Genau. Sie fliegt das gewünschte Gebiet ab und schiesst ihre Bilder aus möglichst vielen Blickwinkeln. Mithilfe der Fotogrammmetrie berechnen wir daraus die genaue räumliche Lage und die dreidimensionale Form des Geländes. Je mehr Daten wir haben, desto genauer wird unser digitales Geländemodell.

Fliegen Sie die Drohne selber?

Ja klar. Aber zuerst programmiere ich sie, das heisst, ich bestimme, aus welchem Winkel sie ihre Bilder aufnimmt und wie stark sich diese überlappen sollen. Und dann schicke ich sie los und steuere sie mit einer Art Joystick und kann gleichzeitig auf dem Handy die Fotos sehen, die sie aufnimmt. Das Ganze ist sehr spielerisch und macht grossen Spass.

Und was passiert dann mit diesem Modell?

Wir können es mithilfe einer speziellen Software bearbeiten und mögliche Lösungen durchspielen: Was würde passieren, wenn wir hier das Bodengefälle verstärken? Dort die Bepflanzung ändern oder neue Wege anlegen? Mit einer Virtual-Reality-Brille können wir uns sogar selber in dieses 3D-Modell begeben und uns umsehen.

Bisher haben Raumplaner und Architekten für ihre Geländemodelle mit Flugzeugaufnahmen gearbeitet. Was ist der Vorteil der Drohnen?

Mit Drohnen ist es viel einfacher, solche Geländedaten zu erfassen. Und jeder und jede kann es machen. In der Schweiz verfügt swisstopo über aktuelle Luftbilder. Diese werden in einem Nachführungszyklus von 3 Jahren aktualisiert. Die Drohne hingegen kann man jederzeit wieder losschicken und zum Beispiel jede Etappe einer Baustelle dokumentieren und fortlaufend verfolgen, ob es irgendwo Probleme mit der Landschaftsgestaltung gibt.

So wird man Landschaftsarchitektin

Die Umwelt planen und urbane Freiräume gestalten – in der Schweiz lernt man das beispielsweise an der Ostschweizer Fachhochschule OST in Rapperswil-Jona oder an der Fachhochschule Westschweiz HES-SO in Genf.

Erstellt: 13.04.2022
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