Zellen & Moleküle

Blei (Pb)

Ein hochreiner Bleitropfen. Bild: Images of Elements, CC BY 3.0

Blei ist seit der Antike bekannt, denn es ist leicht abzubauen und sehr formbar. Römische Ausgrabungsstätten belegen, dass es für Rohrleitungen verwendet wurde.

Zahlreiche Eigenschaften von Blei kannte man bereits in der Antike. Es ist ein weiches Metall mit niedrigem Schmelzpunkt und daher leicht zu formen. Man fertigte daraus beispielsweise Haken, mit denen die Steinblöcke von Bauwerken zusammengeklammert wurden. Bekannt ist auch das ausgedehnte Netz von Wasserleitungen, welche die Römer aus Blei herstellten.

Als Verbindung giftig

Bleiverbindungen waren gleichzeitig geschätzt und gefürchtet. Von Plinius ist überliefert, dass mit Bleiacetat der Wein konserviert wurde, den die Römer von Übersee importierten. Es tötete nämlich die Bakterien ab, welche den Wein zu Essig werden liessen. Ausserdem hat Bleiacetat einen angenehm süssen Geschmack, der in einer Zeit, in der Honig der einzige Süssstoff war, sehr geschätzt wurde.

Leider ist Bleiacetat jedoch giftig; wie alle Bleiverbindungen ist es äusserst schädlich für das Nervensystem und damit das Gehirn. Eine chronische Bleivergiftung, auch Saturnismus genannt, verursacht Symptome wie Kopfschmerzen, Desorientierung, Apathie, aber auch Schlaflosigkeit und Aggressivität. Verschiedene historische Ereignisse, beispielsweise die Grausamkeiten des scheinbar verrückten römischen Kaisers Caligula oder die Fehlentscheidungen der Mitglieder von Franklins gescheiterter Arktis-Expedition Mitte des 19. Jahrhunderts, welche letztlich zum Tod der gesamten Mannschaft führten, wurden auf den Einfluss einer chronischen Bleivergiftung zurückgeführt. Zwar kam es in früheren Jahrhunderten tatsächlich vor, dass Essen und Getränke gefährlich hohe Konzentrationen von Blei enthielten, da man die Gefahr nicht erkannte; doch lässt sich in der Regel nicht belegen, dass Einzelpersonen tatsächlich unter Saturnismus litten.

Rohstoff für die Alchemisten

Zum Scheitern verurteilt war auch das Vorhaben der Alchemisten, Blei in Gold zu verwandeln. Da Blei-Erze oft auch Silber enthalten und an denselben Lagerstätten vorkommen wie Silber-Erz, erschien vielleicht der Gedanke gar nicht so abwegig, dass man durch verbesserte Reinigungsverfahren mit demselben Rohstoff auch an Gold gelangen konnte … Doch diese Hoffnung war natürlich vergeblich.

Moderne Verwendungszwecke

Heutzutage wird Blei zu ganz verschiedenen Zwecken verwendet. Lötzinn beispielsweise ist eine Bleilegierung. Blei ist Hauptbestandteil der Batterien, die auf der ganzen Welt in Autos mit Verbrennungsmotor verbaut sind. Blei ist auch das Material, das radioaktive Strahlung und Röntgenstrahlen am effektivsten absorbiert. Es wird zu Bleiwänden verarbeitet und zu Schutzschürzen für Arbeiter, die möglicherweise Röntgen- oder Gammastrahlung ausgesetzt sind. Im Spital und in der Arztpraxis schirmen Bleidecken alle Körperteile eines Röntgenpatienten ab, die nicht von den Strahlen getroffen werden sollen.

Galenit, das dunkelgrau glänzende Mineral im Zentrum dieser Probe, besteht aus Blei und Schwefel. Die beiden Elemente kristallisieren chemisch gesehen als Blei(II)-sulfid (PbS). Bild: Rob Lavinsky, iRocks.com, CC BY-SA 3.0

Insbesondere Bleiverbindungen werden in verschiedenen Bereichen eingesetzt:

  • Galenit, auch Bleisulfid (PbS) genannt. Es ist das wichtigste Bleierz. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es als Detektor für Radiowellen verwendet.
  • Bleioxid (Pb3O4), auch Mennige genannt, ist ein rotes Pulver, das eine sehr gute Deckkraft besitzt. Es wird in Lacke eingearbeitet, um Eisengegenstände, die der Witterung ausgesetzt sind, vor Rost zu schützen.
  • Bleisilikat, das zusammen mit gewöhnlichem Glas eingeschmolzen wird, bildet ein Glas, das man Kristallglas nennt und dessen schillernde Reflexe von Kennern geschätzt werden.
  • Blei-Tetraethyl ist eine Flüssigkeit, die dem Autobenzin als Antiklopfmittel zugesetzt wurde („verbleites Benzin“). Es wird bei uns heutzutage durch den weniger umweltschädlichen Tertiär-Butyl-Methylether ersetzt.

Quelle: Maurice Cosandey / Redaktion SimplyScience.ch

Erstellt: 06.05.2022
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