Technik & Materialien

Zukunftsmusik: Ein Konzertsaal entsteht

Bild: CanStockPhoto

Neue Technologien können dabei helfen, für eine nachhaltigere Zukunft zu bauen. Das ist auch bitter nötig: Die Ressourcen werden immer knapper und gleichzeitig landen noch immer Millionen Tonnen an Bauschutt auf den Deponien. Das Bauen der Zukunft ist kreislaufgerecht. Das bedeutet, dass dabei möglichst wenige Abfälle anfallen und keine Materialien verwendet werden, die der Umwelt und der Gesundheit schaden. Vor allem aber: Dass sich die eingesetzten Rohstoffe später wiederverwenden lassen. Ein solcher Kreislauf fängt bereits bei der Planung an. Schauen wir uns am Beispiel eines fiktiven Konzertsaals an, wie kreislaufgerechtes Bauen aussehen könnte.

In einer grösseren Schweizer Stadt soll ein neuer Konzertsaal entstehen. Geplant ist ein Bau für alle Generationen – Klassikliebhaber und Opernfreunde sollen also ebenso zum Zug kommen wie die Besucher und Besucherinnen von Pop- und Rockkonzerten. Und neben Musik soll es auch Theater geben, Ausstellungen, Performances und Tanzabende.

Digitales Planen

Mithilfe von Computersimulationen kann ein Projekt vom Konzept bis zur Fertigstellung durchgespielt werden. So lassen sich Planungsfehler, die viel Zeit und Geld kosten können, rechtzeitig erkennen. Der Architekt plant einen Raum, dessen Wände verstellbar sind. Bühne, Stuhlreihen und Balkone lassen sich verschieben und bei Bedarf unterteilen. Wie das funktionieren wird, lässt sich am Computer bis ins kleineste Detail durchspielen. Seit digital geplant werden kann, setzt sich modulares Bauen immer mehr durch.

Nachhaltige Materialien

Die Stadt hat die Bedingung gestellt, dass der neue Konzertsaal möglichst umweltfreundlich sein soll. Während dem Bau wird auf umweltschonende Materialien gesetzt, auf neue Verbindungstechnologien und auf eine modulare Bauweise, damit einzelne Bauteile später leicht ausgetauscht oder nach einem Rückbau wiederverwendet werden können. Die Architektin hat sich deshalb für nachhaltige Materialien entschieden: Viel Holz, weil es wieder nachwächst und CO2 bindet. Backsteine, die aus dem Schutt alter Häuser gefertigt sind. Und Lehm, weil er im Gegensatz zu Zement nicht gebrannt werden muss und für ein angenehmes Raumklima sorgt. Im Foyer sind elegante Riesenglaswände und spektakuläre Bodenplatten aus Altglas vorgesehen. Ein selbstlernendes Heizungssystem sorgt für angenehme Raumtemperaturen – mit möglichst wenig Energie. Viele dieser Elemente sind bereits vorgefertigt. Damit werden die Montagezeiten kürzer und es ist einfacher, zuverlässig zu planen und die Kosten im Griff zu behalten.

3D-Druck

Das wichtigste in einem Konzertsaal ist die Akustik. Neue Fertigungsverfahren wie der 3D-Druck sparen Material und Zeit, weil sich Bauelemente gleich am richtigen Ort drucken und montieren lassen. In unserem Konzertsaal kommt der 3D-Drucker zu Einsatz, um Teile der Decke und der Wände auf der Baustelle vorzufabrizieren. Dank der hohen Auflösung des Druckverfahrens lassen sich die Gebäudetechnik und Beleuchtung gleich in die Bauelemente integrieren. Auch hier wird Zeit und Material gespart.

Bauroboter

Auch Berufsunfälle, die im Baugewerbe dreimal häufiger sind als in den übrigen Branchen, werden seltener: Mobile Bauroboter übernehmen schwere körperliche Arbeiten und gefährliche Tätigkeiten und finden sich dank integrierten Sensoren und Navigationssystemen selbständig auf der Baustelle zurecht.

Recycling

Sogar auf dem stillen Örtchen ist Nachhaltigkeit angesagt. Die Toiletten im neuen Konzerthaus sammeln den Urin der Besucher und Besucherinnen separat, gewinnen wertvolle Nährstoffe daraus und wandeln sie in Flüssigdünger um. In schöne Fläschchen verpackt, wird dieser an der Konzertkasse erhältlich sein.

Im NEST fängt alles an

Das NEST steht auf dem Gelände der Empa in Dübendorf. Es ist ein mehrstöckiges Gebäude, das bei jedem Besuch wieder etwas anders aussieht: Denn in jedem der für nur begrenzte Zeit installierten Innovationsmodule werden neue Technologien, Materialien und Energiekonzepte unter realen Bedingungen getestet, erforscht und weiterentwickelt. Die Urban Mining Unit beispielsweise geht der Frage nach, welche neuen Baustoffe sich ohne Abfall auseinander- und wieder zusammenbauen lassen. Eine andere Einheit ist das D-Fab-House, das weltweit erste bewohnbare Gebäude, das nicht nur digital geplant, sondern mit Robotern und 3D-Druck auch weitgehend digital gebaut wurde. Im NEST wird übrigens nicht nur geforscht, sondern auch gelebt. Denn ob Innovationen überzeugen, müssen am Ende die Nutzerinnen und Nutzer sagen.

NEST, Unit Urban Mining & Recycling. Bild: Zooey Braun, Stuttgart; Wojciech Zawarski; Empa

Hier kannst du die Räume des NEST virtuell entdecken.

Erstellt: 09.11.2021
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