Tiere & Pflanzen

Quallen: Die anmutigen Nesseltiere

Rötliche Schirmqualle mit langen Tentakeln vor dunkelblauem Hintergrund

Eine Qualle streckt ihre Tentakel aus. Bild: chagall/canstockphoto

Hast du am Meer schon einmal die hübschen, fallschirmartigen Wesen beobachtet, die mit der Strömung durchs Wasser schweben? Vielleicht hast du sogar versucht, sie anzufassen, bis jemand gerufen hat: "Nicht berühren, das sind Quallen!" Doch auch wenn man ihren brennenden Tentakeln lieber aus dem Weg geht: Quallen sind faszinierende Tiere, die bereits in den Weltmeeren lebten, bevor die ersten Dinosaurier die Erde bewohnten.

Am Anfang waren die Quallen – oder beinahe. Tatsächlich lässt sich ihre Geschichte mehr als 500 Millionen Jahre zurückverfolgen. Bereits so früh existierten nämlich entfernte Vorfahren der Quallen, die den heutigen Arten sehr ähnlich sahen. Damit gehörten diese Tiere zu den ersten, die den Planeten Erde bevölkerten, mehrere Millionen Jahre vor den Dinosauriern. Inzwischen ist auch die letzte Dinosaurierart schon längst wieder ausgestorben, doch Quallen gibt es noch, und sie werden auch nicht so rasch verschwinden. Denn sie können sich ausserordentlich gut an Veränderungen in ihrer Umgebung anpassen.

Illustration der verschiedenen Stadien im Leben einer Qualle

Lebenszyklus einer Qualle. Die Larve, Planula genannt, setzt sich am Meeresgrund fest und wird zu einem Polypen. Auf diesem wachsen junge Quallen-Knospen, die schliesslich abfallen und zu selbstständigen, erwachsenen Quallen heranwachsen. Bild: bluering/canstockphoto

Geruhsame erste Jahre

Ein Teil des Erfolgs der Quallen ist auf ihren ungewöhnlichen Lebenszyklus zurückzuführen. Die meiste Zeit ihres Lebens verbringt die Qualle nämlich nicht als Qualle ... sondern als Polyp! Der Polyp sieht ganz und gar nicht aus, wie wir uns eine Qualle vorstellen; er ist unbeweglich, sitzt am Meeresboden fest und verzweigt sich langsam wie ein Bäumchen.

Der Polyp bleibt mehrere Jahre in dieser Form, bevor er an seinen Zweigen junge Quallen bildet – wie kleine Früchte. Diese brechen ab, sobald sie reif sind, und verteilen sich dann ins Meer. Polyp und Qualle sind trotz ihres völlig unterschiedlichen Äusseren in Wirklichkeit ein und dasselbe Lebewesen, denn sie tragen dieselben Gene.

Gefährliche Nesselzellen

So zart die halb durchsichtigen Tiere aussehen, wenn sie elegant durchs Wasser schweben, so gefährlich sind sie aber auch! Ihre Waffe sind die mit Nesselzellen besetzten Tentakel, mit denen sie Plankton oder kleine Fische fangen. Diese Nesselzellen funktionieren wie winzige Harpunen, welche die Haut der Beute durchbohren und dabei das Quallengift einspritzen. Zum Glück sind die Nesselzellen der meisten Quallenarten nicht stark genug, um durch die menschliche Haut zu stechen, und sind daher für uns harmlos. Aber wenn du nicht sicher weisst, um was für eine Qualle es sich handelt, bleib wachsam und halte dich fern von ihr!

Qualle am Strand

Vorsicht! Selbst die Nesselzellen einer gestrandeten Qualle können noch aktiv sein. Bild: Anzemulec/canstockphoto

Ungewollte Badegäste

In den letzten Jahren ist die Quallenpopulation in allen Weltmeeren geradezu explodiert. Denn die höheren Wassertemperaturen, welche der Klimawandel mit sich bringt, sind für Quallen günstig. Ausserdem verringert die intensive Fischerei die Zahl der Fische, welche Quallen fressen. Diese und andere Gründe erklären, warum es den nesselnden Wasser-Fallschirmen zurzeit relativ gut geht. Und so findet man sie häufig auch in der Nähe von Badestränden. Dann heisst es aufpassen, dass man nicht aus Versehen Bekanntschaft macht mit einer der Arten, die auch beim Menschen unangenehme Verbrennungen hervorrufen können!

 

Erste Hilfe nach dem Kontakt mit einer Qualle

Ein paar Tipps für den Fall, dass du versehentlich Bekanntschaft mit einer für den Menschen unangenehmen Quallenart machst:

  1. Spüle die brennende Stelle mit Salzwasser oder Essig (niemals mit Süsswasser), damit die noch intakten Nesselzellen ihr Gift nicht abgeben.
  2. Entferne vorsichtig die feinen Tentakel der Qualle, ohne sie zu zerquetschen. Am besten nutzt du dazu einen spitzen Gegenstand oder verteilst etwas feuchten Sand darauf, den du dann (nicht mit den Händen) abkratzt, ohne zu reiben.
  3. Dies funktioniert auch mit Rasierschaum, falls dein Vater solchen dabei hat ... Wenn der Schaum auf der brennenden Stelle etwas eingetrocknet ist, kann man ihn mitsamt den Nesselzellen gegen den Strich abschaben, zum Beispiel mit einer Kreditkarte oder mit der Kante eines anderen steifen Gegenstands.

Weitere Quellen: Xenius – Les méduses, Arte, 2017; Le Monde – Nos ennemies les méduses (série de six articles publiés du 15 au 20 juillet 2019), Martine Valo

Zuletzt geändert: 26.08.2021
Erstellt: 26.08.2021
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