Körper & Gesundheit

Gelber Fleck und blinder Fleck – was ist der Unterschied?

Abbild der Retina (Netzhaut)

Abbild der Retina (Netzhaut). Die Evolution des menschlichen Auges brachte sowohl den sogenannten gelben Fleck (dunkler Fleck ungefähr in der Mitte) als auch den sogenannten blinden Fleck (hellgelber Fleck links) hervor. Rot sind die Blutgefässe zu erkennen. Bild: CanStockPhoto

Die Lichtsinneszellen, die das Innere unseres Auges auskleiden, sind nicht gleichmässig verteilt. Am sogenannten gelben Fleck ist die Dichte an Zapfen am höchsten, beim blinden Fleck hingegen fehlt ein Teil der Netzhaut komplett. Was bedeutet das für unsere Fähigkeit zu sehen?

Wenn du die Bestandteile des Auges noch nicht kennst, kannst du im Artikel „Das Auge – Unser Fenster zur Aussenwelt“ darüber lesen.

Der gelbe Fleck

Die Netzhaut, auch Retina genannt, besteht aus zehn hintereinander geschalteten Nervenzellschichten. Die Sinneszellen, welche die innerste Schicht der Netzhaut bilden, also die Schicht, die direkt am Glaskörper liegt, werden in Zapfen und Stäbchen unterteilt. Die Zapfen sind für das Farbensehen bei Licht verantwortlich, die Stäbchen hingegen für das Sehen in der Dunkelheit.

Betrachtet man den Querschnitt des Auges, liegt die grösste Dichte an Zapfen in einem Areal im hinteren, zentralen Bereich der Netzhaut. Dieses Areal wird als gelber Fleck oder Makula bezeichnet. Beim erwachsenen Menschen beträgt der Durchmesser des gelben Flecks drei bis fünf Millimeter. Im Zentrum des Areals befindet sich eine Vertiefung, die Fovea centralis. Dies ist die Stelle des schärfsten Sehens. Sie enthält die höchste Anzahl an Zapfen und erlaubt die grösste räumliche Auflösung. Wenn man ein Objekt fixiert, stellt sich das Auge jeweils so ein, dass die gebündelten Lichtstrahlen genau auf die Fovea centralis treffen. Damit sind die Zapfen nicht nur für die Farbwahrnehmung, sondern auch für das Scharfsehen verantwortlich.

Der blinde Fleck

Im Laufe von Millionen von Jahren hat die Evolution eine unglaubliche Vielfalt an Augen hervorgebracht, die sehr unterschiedlich aufgebaut sind (im Animationsfilm „Herr Beule sieht rot – Die Evolution der Augen“ bekommst du einen Eindruck davon). Das Linsenauge zum Beispiel ist im Laufe der Evolution mehr als einmal „erfunden“ worden. Beim Linsenauge des Menschen entsteht die Netzhaut während der Entwicklung des Organismus  als eine direkte Ausstülpung des Gehirns. Der Sehnerv bildet die Verbindung zwischen Gehirn und Auge. Interessant dabei ist, dass der Sehnerv nicht an der Rückseite der Retina andockt, sondern an der Vorderseite. Das ist so, weil die Lichtsinneszellen in der Retina quasi umgekehrt ausgerichtet sind, also vom Licht weg. Wie können dann aber die einzelnen Nervenfasern, die zusammen den Sehnerv bilden, vom Auge zum Gehirn gelangen? Sie müssen die Retina durchstossen. Das geschieht am sogenannten blinden Fleck. Das ist eine Aussparung von Sinneszellen in der Netzhaut, also quasi ein Loch durch das die einzelnen Nervenfasern als Bündel durch können. Der blinde Fleck liegt bei beiden Augen rund 15 Grad nasenwärts der Stelle des schärfsten Sehens, also der Fovea centralis.

 

Obwohl der blinde Fleck normalerweise nicht wahrgenommen wird, kann man das Gehirn überlisten und den blinden Fleck zum Vorschein bringen. Verdecke dein linkes Auge und fixiere mit dem rechten die Rakete. Nun bewege deinen Kopf ganz langsam zum Bildschirm hin. An einem bestimmten Punkt wirst du merken, dass die Biene plötzlich verschwindet! Ob sie in die Rakete eingestiegen ist? Nein, eher hast du soeben den blinden Fleck in deinem rechten Auge entdeckt. Dein Gehirn kann in diesem Versuch die Biene aus den vorhandenen Informationen nicht rekonstruieren und so wird sie für dich unsichtbar.

Der blinde Fleck ist nicht bei allen Lebewesen vorhanden. Das Auge der Tintenfische ist zwar auch ein Linsenauge wie unseres, entsteht aber in der Entwicklung als eine Einstülpung der Aussenhaut. Die Lichtsinneszellen liegen hier dem Licht zugewandt und die Nervenfasern docken an der Rückseite der Retina an. Die Nerven müssen also nicht noch durch die Retina geführt werden.

Schema blinder Fleck Mensch und Vergleich mit Tintenfisch

Dieses stark vereinfachte Schema zeigt links ein stilisiertes menschliche Auge und rechts ein Tintefisch-Auge. Wie du erkennen kannst, schauen die lichtempfindlichen Zellen beim Menschen zur Aussenseite des Auges, während sie beim Tintenfisch zur Innenseite schauen. So müssen beim Menschen die Nervenfasern, durch ein Loch in der Netzhaut geführt werden, während sie beim Tintenfisch von hinten an die Netzhaut andocken können. Bild: Angepasst von Caerbannog/Wikimedia Commons, CC-Lizenz

Der blinde Fleck ist nicht bei allen Lebewesen vorhanden. Das Auge der Tintenfische ist zwar auch ein Linsenauge wie unseres, entsteht aber in der Entwicklung als eine Einstülpung der Aussenhaut. Die Lichtsinneszellen liegen hier dem Licht zugewandt und die Nervenfasern docken an der Rückseite der Retina an. Die Nerven müssen also nicht noch durch die Retina geführt werden.

Erstellt: 28.02.2015
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