Technik & Materialien

Dem Falkenauge entgeht nichts

Tennisball auf der Linie

Über der Linie oder nicht? Hochgeschwindigkeitskameras helfen. Bild: CanStockPhoto

Gerade bei schnellen Ballsportarten sind Schiedsrichter-Entscheidungen nicht immer unumstritten. Moderne Kameratechnik kann hier helfen.

Kämpft Roger Federer jeweils um den Turniersieg, verfolgen nicht nur seine Fans seine Bälle aufmerksam. Noch viel genauer schaut Hawk-Eye hin. So heisst das Video-System, das die Schiedsrichter unterstützt. Es besteht aus mindestens sechs Hochgeschwindigkeitskameras, einem zentralen Rechner und einem grossen Bildschirm. Jede Kamera verfolgt den Ball aus einem anderen Blickwinkel, schiesst dabei Tausende von Bildern und übermittelt die Daten an den Computer. Aus den verschiedenen Ansichten errechnet dieser ein 3D-Modell der Flugbahn und den exakten Landepunkt des Balls. Das Ergebnis wird als Videoanimation auf dem Bildschirm dargestellt. So können umstrittene Entscheidungen überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden.

Alte Regel digital unterfüttert

Hawk-Eye bedeutet Falkenauge. Entwickelt wurde es vom britischen Informatiker Paul Hawkins, einem grossen Cricket-Fan. Dort kam sein Video-Beweis ab 2001 zum Einsatz, fünf Jahre später dann im Tennis. Und seit 2012 entscheidet Hawk-Eye auch bei manchem Fussballspiel, ob der Ball die Torlinie überquert hat. Dabei bedient sich das ausgeklügelte System im Grunde einer Erkenntnis der alten Griechen: Es genügt, den Abstand zwischen zwei Punkten eines Dreiecks und ihren Winkel zum dritten Punkt zu kennen, um dessen Entfernung genau berechnen zu können.

Zu Beginn konnte Roger Federer dem System nicht viel Gutes abgewinnen: "Geldverschwendung!", urteilte er damals streng – tatsächlich kostet die Installation rund 50'000 US-Dollar. Inzwischen hat er seine Meinung geändert – zu gut 99 Prozent habe das Falkenauge recht, räumt er heute ein. Das kommt nicht zuletzt davon, dass es weiter perfektioniert wurde.

Erstellt: 22.12.2017
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