Körper & Gesundheit

Können Viren Krebs auslösen?

Hepatitis-Virus (Illustration)

Illustration eines Hepatitis-Virus (CanStockPhoto)

Bei einer Infektion dringen Viren in unsere Körperzellen ein und bringen sie dazu, Tausende von neuen Viren herzustellen. Danach sterben die Zellen ab – normalerweise. Manche Virusarten verändern die Zellen jedoch so, dass sie entarten und zu Krebszellen werden.

Schon 1911 entdeckte der New Yorker Forscher Peyton Rous, dass Krebs durch ein Virus von Huhn zu Huhn übertragen werden konnte. Das Virus mit dem Namen Rous-Sarcoma-Virus trägt ein Gen, das in den infizierten Zellen für die Produktion eines krebserzeugenden Proteins sorgt und die Zellen in Krebszellen verwandelt.

Herpes-, Hepatitis- und Papillomaviren

Man kennt mittlerweile rund 10 Arten von Viren, die Krebs auslösen können. Dazu gehören Hepatitis-B- und -C-Viren, die Leberkrebs verursachen können, Humane Papillomaviren, die mit Gebärmutterhalskrebs in Verbindung stehen, oder das Epstein-Barr-Virus (Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers), das zur Entstehung einer bestimmten Art von Leukämie beitragen kann.

Krebs entsteht, wenn das komplizierte Kontrollsystem über Zellteilung und programmierten Zelltod in einem Organ versagt und sich entartete Zellen ungebremst vermehren. Ein Virus ist für seine eigene Vermehrung davon abhängig, dass seine Wirtszellen wachsen und sich teilen. Daher ist es für das Virus von Vorteil, wenn es die Regulierung der Zellteilung ausschalten und den Zelltod verhindern kann. Normalerweise vernichtet unser Immunsystem jedoch solche ausser Kontrolle geratene Zellen, weshalb längst nicht bei jeder Virusinfektion Krebs entsteht. Sind die Veränderungen in der Zelle jedoch zu stark oder das Immunsystem geschwächt, vermehren sich die Krebszellen.

Viren verändern das Erbgut ihrer Wirtszelle

Eine Infektion mit Humanen Papillomaviren verläuft beispielsweise in mehr als 90% der Fälle ohne Symptome und klingt wieder ab, weil die Immunabwehr die infizierten Zellen nach und nach ausschaltet. In einigen wenigen Fällen schafft es der Körper jedoch nicht, die infizierten Zellen mit ihrem durch die Viren veränderten Erbgut loszuwerden. Aus einer solchen Infektion mit einem Hochrisiko-Papillomavirus kann – oft erst nach 12 bis 15 Jahren – Gebärmutterhalskrebs entstehen.

Welche Zellen durch ein Virus bösartig verändert werden, ist sehr unterschiedlich. Humane Papillomaviren infizieren Haut- und Schleimhautzellen. Das Epstein-Barr-Virus kann eine bestimmte Art von Immunabwehrzellen, die B-Lymphozyten, in Krebszellen verwandeln und so Leukämie auslösen. Hepatitis-B- und -C-Viren rufen eine chronische Leberentzündung hervor, die oft Jahre später zu Krebs führt.

Impfung gegen Krebs

Die Diagnose Krebs lässt viele Patienten verzweifeln, denn meist folgen langwierige und schmerzhafte Behandlungen. Grosse Chancen auf Heilung gibt es in vielen Fällen nur im Frühstadium der Krankheit.

Neben verbesserten Methoden zur Früherkennung wird deshalb daran geforscht, wie Krebserkrankungen ganz verhindert werden könnten. Bei denjenigen Krebserkrankungen, die mit Virusinfektionen zusammenhängen, ist die Impfung gegen das betreffende Virus eine Möglichkeit. Verhindert man eine Infektion mit dem Virus, sinkt die Wahrscheinlichkeit, an dem entsprechenden Krebs zu erkranken. Im Jahr 2006 kam die erste Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) auf den Markt, mit der das Risiko für Gebärmutterhalskrebs verringert werden soll. Am sinnvollsten ist die Impfung vor den ersten sexuellen Erfahrungen. Die aktuelle, gegen mehrere HPV-Typen wirksame Impfung wird in der Schweiz allen Jugendlichen zwischen 11 und 14 Jahren empfohlen: den Mädchen, da sie von den durch HPV ausgelösten Krankheiten stärker betroffen sind, aber auch den Jungen, da sie zu Trägern des Virus werden und ihre Partnerinnen anstecken könnten.

Erstellt: 19.11.2014
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