Portraits

Carolina Medrano, Physikerin und Leiterin einer Hightech-Firma

Carolina Medrano

Carolina Medrano in ihrer Hightech-Firma. Diese stellt Geräte her, die Terahertz-Wellen erzeugen. Mit solchen Wellen lassen sich beispielsweise Kunststoffe auf Fehlstellen überprüfen. Bild: Franz Meier/SATW

Bereits als junge Frau wusste Carolina Medrano, dass sie Physik studieren wollte. Heute leitet die gebürtige Mexikanerin eine Hightech-Firma in Zürich und beteiligt sich erfolgreich an europäischen Forschungsprojekten.

Als junge Frau hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich irgendwann in der Schweiz eine eigene Firma führen werde. Doch genau das mache ich nun schon seit gut 10 Jahren. In Zürich leite ich die Firma Rainbow Photonics, die ich zusammen mit anderen Forschenden 1997 als Spin-off-Unternehmen der ETH Zürich gegründet habe. Damals gelang es unserer Forschungsgruppe, den weltweit ersten Festkörperlaser herzustellen, der blaues Licht erzeugt. Und weil ich als Oberassistentin in dieser Gruppe wusste, wie man die speziellen Kristalle herstellt, die man für diese Laser braucht, wurde ich angefragt, ob ich mich an der Gründung der Firma beteiligen wolle. Die Idee schien mir spannend und so stieg ich ein.

Erfolgreiche Neuausrichtung

Zunächst lief alles nach Plan. Wir konnten an der ETH weiterarbeiten und nebenher unsere Firma aufbauen. Doch nach ein paar Jahren gerieten wir in eine heftige Krise: Eine Lieferfirma konnte ein wichtiges Bauteil für unsere Geräte nicht mehr herstellen, und so mussten wir unser Unternehmen neu ausrichten. Just in diesem Moment verliess auch der bisherige Chef die Firma. So übernahm ich eben vorübergehend die Leitung – und das ist bis heute so geblieben.

Carolina Medrano im Gespräch mit ihren Mitarbeitern bei Rainbow Photonics. Bild: Franz Meier/SATW

Nachdem wir das Geschäft mit den Lasern aufgeben mussten, entwickelten wir neue Produkte. Heute stellen wir Geräte her, die elektromagnetische Wellen im Terahertz-Bereich erzeugen (300 GHz – 3 THz, 1 mm – 100 μm). Auch dazu verwenden wir spezielle Kristalle, die wir in unseren Labors selber züchten und zuschneiden. Ähnlich wie mit Röntgenwellen ([lt] 0.25 nm) oder Mikrowellen (100 mm – 1 mm) kann man auch mit Terahertz-Wellen Materialien untersuchen. So kann man mit Terahertz-Wellen beispielsweise Kunststoffe auf Fehlstellen hin überprüfen. Das ist etwa für Hersteller von Implantaten von Interesse: Diese Firmen benötigen für die Produktion der künstlichen Gelenke hochbelastbare Kunststoffe, die keinerlei Makel haben dürfen. Heute kontrollieren die Firmen die Kunststoffe in aufwendiger Handarbeit mit UV-Licht. Mit unseren Geräten könnten sie diese Prüfung viel effizienter durchführen – und würden dabei auch viel teures Material sparen, weil sie die fehlerhaften Stellen viel präziser erkennen könnten.

Für mich war es in den letzten Jahren immer wichtig, an der Spitze der aktuellen Forschung zu bleiben. Denn nur so können wir uns als kleine Firma mit fünf Mitarbeitenden mittelfristig behaupten. Ich bin deshalb stolz, dass wir immer wieder an grossen EU-Projekten mitmachen konnten und sogar eines davon leiten durften. Diese Grossprojekte sind zwar mit viel Arbeit verbunden. Doch es entstanden daraus viele interessante Kontakte, die uns weitergebracht haben.

Carolina Medrano

Carolina Medrano. Bild: Franz Meier/SATW

Raus aus der Komfortzone

Dass ich später einmal Physikerin werden wollte, wusste ich bereits als Mädchen. Besonders ein Buch über Atomphysik faszinierte mich, und ich fragte meinen Vater, der Maschinenbauingenieur war, was ich studieren müsse, um das zu lernen. Später studierte ich dann an der Universidad Nacional Autónoma de México experimentelle Physik. Da Mexiko in dieser Zeit eine wirtschaftliche Blüte erlebte, erhielt ich ein Stipendium, mit dem ich einen Postdoc in Spanien machen konnte. Dort traf ich auch Peter Günter, der damals als junger Forscher an der ETH Zürich arbeitete und in dessen Forschungsgruppe ich dann später – nach etlichen Irrungen und Wirrungen – als Oberassistentin arbeitete. Obwohl ich Mexiko ursprünglich nicht verlassen wollte, war es im Rückblick gesehen genau das Richtige, dass ich meine Komfortzone verliess und ins Ausland ging.

Was mir in all diesen Jahren immer wieder geholfen hat, ist die Fähigkeit, mich auf eine Sache zu konzentrieren und doch die Übersicht zu behalten. Dadurch habe ich mich nicht verzettelt und konnte doch immer wieder im richtigen Moment auch Neues anpacken. Sonst hätte ich mich wohl nie darauf eingelassen, eine eigene Firma zu gründen. Diesen Schritt bereue ich nicht, auch wenn ich damals keine Ahnung hatte, wie viel Arbeit es braucht, eine Firma aufzubauen.

Erstellt: 22.04.2015
Mehr