Portraits

Martina Binz, Textil-Designerin bei einem bekannten Outdoor-Ausrüster

Martina Binz

Martina Binz. Bild: Franz Meier

Martina Binz hat ein Flair für funktionale und modische Kleider. Dabei interessiert sie sich nicht nur für das Aussehen. Sie will auch wissen, welche Eigenschaften die verwendeten Materialien haben und wie man die Kleider konkret herstellt.

Im Moment bin ich sehr zufrieden mit meiner beruflichen Situation: Vor Kurzem habe ich mein Bachelorstudium in Fashion Design and Technology an der Schweizerischen Textilfachschule in Zürich erfolgreich abgeschlossen. Und ich habe auch bereits eine feste Stelle, bei der ich auf meinem neuen Beruf arbeiten kann. Bei der Firma Mammut in Seon entwerfe und entwickle ich als Junior Designerin neue Outdoor-Kleider für Sportler, Wanderer und Bergsteiger. Ursprünglich hatte ich eigentlich vor, nach der Matur an der ETH Zürich Materialwissenschaften zu studieren. Doch nach einem Semester merkte ich, dass dieses Studium zu theoretisch für mich ist. Ich suchte daher nach einer anderen Ausbildung, die näher an der Praxis ist. Und da mich der Bereich Mode schon seit langem interessiert, entschloss ich mich, eine Ausbildung an der Textilfachschule zu machen.

Von der Faser zur Jacke

Inspiration und Ideenfindung mit Trend und Farbbüchern

Inspiration und Ideenfindung mit Trend und Farbbüchern. Bild: Franz Meier

Ich entwerfe gerne Kleider. Da ich mich jedoch nicht nur für das Entwerfen und Gestalten interessiere, sondern auch für die technischen Aspekte der Kleiderentwicklung, habe ich mich für eine Ausbildung an der Textilfachschule entschieden. Man lernt dort alle Maschinen kennen und bedienen, die man bei der Fabrikation der Kleider braucht, und man erfährt auch viel über die Eigenschaften der Materialien, wie die verschiedenen Fasern hergestellt werden und wie sie sich verhalten. Nicht jeder Stoff eignet sich für jeden Zweck. Wenn man ein Kleidungsstück für den Outdoor-Bereich entwirft, muss man genau wissen, welche Stoffe und Materialien welche Eigenschaften haben und wie man sie verarbeiten und kombinieren kann, damit am Ende ein funktionales Kleidungsstück entsteht. Natürlich lernt man in der Ausbildung auch, wie die Stoffe geschnitten werden müssen, damit die Kleider optimal an die Form und die Bewegungen des Körpers angepasst sind. Gerade bei Sportkleidern ist es wichtig zu wissen, wie die Linien platziert werden müssen, damit die gewünschte Bewegungsfreiheit garantiert werden kann. Diese Grundlagen wollte ich im Detail kennen lernen, denn wenn man die Schnitttechnik - das Handwerk der Modedesigner - wirklich beherrscht, macht das Kleiderentwerfen viel mehr Spass.

Frauen haben andere Ansprüche

Für mich stand schon bald einmal fest, dass ich später mit funktionalen Textilien arbeiten will. Mir gefällt es, ein Kleidungsstück herzustellen, das gewisse Funktionen erfüllt, zum Beispiel eine Jacke, die kühlt, wenn man heiss hat, und wärmt, wenn man kühl hat. Die Kleider, die heute verkauft werden, bieten da schon recht viel. Aber man kann sie natürlich immer noch besser machen. Ein wichtiges Ziel von uns ist zum Beispiel, die Kleider leichter zu machen und sie so zu gestalten, dass sie möglichst kompakt verpackt werden können. Und natürlich spielt auch das Aussehen eine wichtige Rolle. Viele Menschen tragen unsere Kleider ja nicht nur in den Bergen, sondern auch im Alltag in der Stadt. Daran müssen wir bei der Gestaltung immer auch denken. Genau dieses Thema wurde übrigens auch bei meiner Bachelorarbeit angesprochen. Dort habe ich geschaut, wie man Outdoor-Kleider für Frauen femininer gestalten könnte. Die Frauen sind eine Zielgruppe, die für uns immer wichtiger wird, und sie haben eben andere Ansprüche an die Kleider als Männer. Zu meiner jetzigen Stelle bin ich über ein Praktikum gekommen, für das ich mich blind beworben habe. Seit Anfang Jahr arbeite ich nun fest in einem kleinen Team. Wir haben viele Freiheiten, werden aber auch sehr gefordert. Vielleicht werde ich später meine Ausbildung mit einem Masterstudium fortsetzen. Doch vorerst werde ich nun einige Zeit auf meinem Beruf arbeiten. Da kann ich im Moment viel Neues lernen und mich noch tiefer mit den technischen Grundlagen hinter dem schönen Aussehen der Kleider auseinandersetzen.

 

Quelle: Technoscope 2/11: Funktionelle Textilien. Technoscope ist das Technikmagazin der SATW für Jugendliche

Erstellt: 13.09.2011
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