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Lawinenprognostikerin – Die Powderfrau

Bild: Célia Lucas

Célia ist Lawinenprognostikerin. Es ist ein Beruf, für den es keinen festen Ausbildungsweg gibt. "Wir alle brennen fürs Thema und den Rest lernt man im Job", sagt Célia.

Bild: Célia Lucas

Wo Célia herkommt, aus Luxemburg, gibt es nicht viele Berge. Aber während ihres Studiums der Erdwissenschaften an der ETH Zürich wurde sie zur leidenschaftlichen Skifahrerin und Tourengängerin. Heute lebt und arbeitet sie mitten in der Bergwelt.

Célia ist Lawinenprognostikerin. Es ist ein Beruf, für den es keinen festen Ausbildungsweg gibt. Die meisten ihrer Kolleg:innen haben ebenfalls einen wissenschaftlichen Hintergrund, sind Geograf:innen, Forst- oder Bauingenieur:innen. Aber zwingend ist ein Studium nicht. Fast noch wichtiger ist das “Schneewissen”, das sie sich privat angeeignet haben – auf Skitouren, als Bergführer:in oder in Lawinenkursen: “Wir alle brennen fürs  Thema und den Rest lernt man im Job”, sagt Célia. Als sie sich beim SLF bewarb, war sie unsicher, ob ihr Profil passt: “Dass es geklappt hat, war richtig cool – und zeigt einmal mehr, dass man etwas wagen muss, um zu gewinnen.” 

Schneeprofile graben

Im Winter erscheint das Lawinenbulletin täglich um 17 Uhr. Im Turnus hat Célia jeweils zwei Tage lang die Hauptverantwortung dafür. Vier weitere Tage arbeitet sie im Dreierteam mit, das schon am Vormittag Daten aus Wettermodellen und -prognosen sammelt und die Meldungen und Messungen der rund 200 über den ganzen Alpenraum  verteilten Beobachter:innen analysiert – das sind zum Beispiel Bäuer:innen in hochgelegenen Tälern, Bergführer:innen oder Patrouilleur:innen in Skigebieten. Ein Grossteil der Arbeit passiert am Computer mit speziell für den Lawinenwarndienst entwickelter Software – auch KI-Programme, die eine zusätzliche Einschätzung der Lawinengefahr liefern, gehören seit kurzem dazu. Aber Célia ist oft auch draussen unterwegs. Dann gräbt sie zum Beispiel Scheeprofile, um die einzelnen Schneeschichten und Eiskristalle genau zu untersuchen. 

Um 15 Uhr vergleicht sie ihre Einschätzung mit den Kolleg:innen und verfasst darauf das offizielle Schweizer Lawinenbulletin: Dessen Trefferquote liegt bei etwa 80 Prozent. 

Triebschnee, windumtoste Gipfel, apere Sonnenhänge: Die Schneedecke im Hochgebirge variiert auf kleinstem Raum. Für die Einschätzung der Lawinengefahr sind diese Unterschiede zentral. Bisherige Methoden (Wetterstationen, Flugzeuge) sind oft ungenau oder sehr aufwändig. Deshalb testet das SLF den Einsatz von Drohnen mit Digitalkameras. Mit Erfolg: Anhand dieser Daten aus der Vogelperspektive lassen sich die überflogenen Gebiete sehr genau kartieren.

Erstellt: 12.11.2025
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