Erde & Umwelt

Was lebt in einem Bergbach?

Der Fluss Spöl

Der Spöl fliesst durch unberührte Gegenden im Schweizerischen Nationalpark. Das trübe und kalte Gebirgswasser beherbergt eine grosse Anzahl Lebewesen. Photos: R. Alther, 2011

Bergbäche sind vom Menschen häufig noch unberührt und suchen als wilde Gewässer ihren Weg durch Schluchten und Täler. Doch auch scheinbar unwirtliche Bäche sind voll Leben!

Hast du schon einmal ohne Gummistiefel etwas länger in einem Bergbach gestanden, vielleicht um eine Staumauer aus Steinen zu bauen? Dann hast du sicher gemerkt, wie kalt das Wasser und wie hart das steinige Flussbett ist. Ein Bergbach wäre für uns Menschen kein besonders angenehmer Ort zum Leben. Das gilt natürlich auch für ganz viele Tiere.

Unwirtliches Zuhause

Doch es gibt einige Tierarten, die sich genau auf diesen Lebensraum spezialisiert haben. Kalte Bäche mit reissender Strömung und wenig vorbeischwimmender Nahrung sind die Heimat der Bachforelle. Dieser Fisch fühlt sich wohl in diesen Gewässern. Vielleicht hast du sogar schon einmal eine Forelle in einem klaren Bach beobachten können. Aber wovon ernährt sie sich?

Vielleicht sind dir die vielen kleinen Insektenlarven aufgefallen, die sich überall in einem Bach tummeln Diese sind nämlich die häufigsten und wichtigsten Bewohner eines Bergbaches.

Die unsichtbaren Bewohner

Viele Insekten verbringen einen grossen Teil ihres Lebens als Larven im Wasser. Dort finden sie Verstecke und Nahrung. Nachdem sie aus dem Ei geschlüpft sind, werden sie langsam immer grösser. Bei vielen Arten bedeutet dies, dass sich die Larven mehrmals häuten müssen.

Hemimetabol und holometabol: Wenn eine Insektenlarve mit jeder Häutung dem erwachsenen Tier ähnlicher sieht, spricht man von einem hemimetabolen Tier (z. B. Steinfliegen). Wenn aber die Larven völlig anders als die Erwachsenen aussehen und erst mit der letzten Häutung die erwachsene Gestalt erreicht wird, spricht man von einem holometabolen Tier (z. B. Schmetterlinge).

An Tümpeln findet man oft leere Libellenlarvenhüllen, sogenannte Exuvien. Wenn die Insektenlarven schliesslich ausgewachsen sind, findet die Metamorphose statt und sie entfalten ihre Flügel (Bildergalerie: Metamorphose einer Libelle). Damit können sie an neue Orte entlang des Baches fliegen und dort ihre Eier legen. Daraus entwickeln sich dann wieder neue, kleine Insekten. So beginnt das ganze Spiel von vorne.

Anpassungskünstler

Das Leben in einem Bergbach ist hart und die Bewohner müssen sich daran speziell anpassen. Häufig findet man in diesen kalten, meist sauberen und schnellfliessenden Bächen Fliegen- und Steinfliegenlarven. Auch Köcherfliegen- oder Eintagsfliegenlarven kann man oft beobachten. Die Winter sind lang, und erst wenn der Schnee zu schmelzen beginnt, erwachen auch die Insektenlarven aus ihrem langen Winterschlaf und schlüpfen aus den Eiern. Dann beginnt der Kampf um die begrenzte Nahrung und gegen die reissende Strömung, besonders wenn viel Schnee schmilzt. Alle diese Insekten haben besondere Körperformen, damit sie nicht gleich davongeschwemmt werden. Manche flachen Larven erinnern an schnittige, hydrodynamische Rennautos. Die meisten dieser Tierchen leben von Algen, abgestorbenen Pflanzenteilen oder anderen Insektenlarven und Würmern, die vorbeischwimmen oder nach denen sie aktiv jagen.

Steckbriefe der häufigsten Bewohner eines Bergbaches

Bachforelle

Bachforelle mit den auffälligen Punkten auf dem Schuppenkleid. Bild: U.S. Fish and Wildlife Service/Wikimedia Commons (bearbeitet)

  • Bachforelle: Eine ausgewachsene Bachforelle kann bis zu 50 cm lang werden. Sie ernährt sich räuberisch von Insektenlarven und anderen kleinen Bewohnern des Wassers. Junge Bachforellen entwickeln sich aus dem Laich, den die Mutter gut geschützt ins lockere Kiesbett des Gewässers gelegt hat. Daher sind Kiesbänke wichtig für das Überleben der Bachforelle.
Steinfliegenlarven

Steinfliegenlarven mit den zwei typischen Schwanzanhängen und ohne Kiemen am Hinterleib. Bilder: M. Sertic, Eawag; STB-1/Wikimedia Commons, CC-Lizenz (bearbeitet)

  • Steinfliegen: Diese Insekten leben fast ausschliesslich in Fliessgewässern, wo sich die Jungen entwickeln. Man erkennt die Larven an ihren zwei Schwanzanhängen und den Füsschen mit zwei Klauen. Die Tierchen leben an der Unterseite von Steinen, damit sie nicht gleich davongeschwemmt werden. Sie sind die typischen Bewohner von Bergbächen. Einige Arten ernähren sich von vorbeischwimmendem Material, andere jagen Insekten und Würmer im Wasser.
Eintagsfliegenlarven

Eintagsfliegenlarve mit drei Schwanzanhängen und Kiemen an der Körperseite. Bild: Amada44/Wikimedia Commons, CC-Lizenz (bearbeitet)

  • Eintagsfliegen: Anders als Steinfliegen haben Eintagsfliegen meistens drei Schwanzanhänge. Sie können auch in stehenden Gewässern vorkommen, und man findet sie in den meisten Gewässern häufiger als die Steinfliegen. Die meisten Eintagsfliegenlarven ernähren sich von vorbeischwimmendem Material oder dem Algenbelag auf Steinen. Bei den erwachsenen Eintagsfliegen stehen die grossen Flügel vom Körper ab und die langen Schwanzanhänge sind immer noch sichtbar.
Köcherfliegenlarve

Köcherfliegenlarve in ihrem Köcher, den sie kunstvoll zusammengeklebt hat. Bild: Matt Reinbold/Wikimedia Commons, CC-Lizenz (bearbeitet)

  • Köcherfliegen: Viele Köcherfliegen bilden einen charakteristischen Köcher aus Steinchen, Blättchen, Muschelschalen oder Holzstückchen. Darin leben sie wie Schnecken in ihrem Häuschen und fressen Pflanzen im Wasser. Es gibt aber auch, ihrem Namen zum Trotz, köcherlose Köcherfliegen, die ungeschützt am Bachgrund leben.
  • Fliegen oder Zweiflügler („Diptera“): Allgemein als Fliegen und Mücken bezeichnet, ist für diese Insekten typisch, dass sie nur ein Paar Flügel besitzen. Man findet sehr viele Larven von Zweiflüglern in Bächen. Sie ernähren sich ganz unterschiedlich und ihre Formen sind sehr vielfältig, aber viele Larven haben eine wurmähnliche Gestalt. Allerdings sieht man bei vielen Larven einen erkennbaren Kopf oder Füsschen.

Wenn du das nächste Mal in einem kleinen Bach stehst, drehe ein paar Steine um und lass dich von den kleinen Tierchen an der Unterseite überraschen (werde zum Wasserforscher!).
Oft versteckt sich dort mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde!

 

Hier findest du noch mehr Infos über Bergbäche

Was ist ein gesundes Gewässer?

„Gesund“ heisst bei Flüssen, Bächen und Seen, dass das Wasser sauber ist und das Leben der Pflanzen und Tiere normal funktioniert. Je nach Standort des Gewässers bedeutet das natürlich etwas anderes. In grossen Flüssen gibt es genug Nahrung und man findet viele grosse Fische. In einem Bergbach findet man weniger Fische, dafür viele Steinfliegen. Man kann zur Bestimmung des Gesundheitszustandes des Gewässers also nicht einfach nur die Verschmutzung des Wassers messen. Um herauszufinden, ob ein Bach oder See gesund ist, werden häufig Fische und Insektenlarven gefangen und anschliessend bestimmt. Wenn man die Tierchen findet, die man an dieser Stelle erwarten würde, ist der Bach oder See gesund.

Erstellt: 17.07.2014

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