Tiere & Pflanzen

Meister der Anpassung: Der Schneehase

Schneehase im Schnee

Der Schneehase in seinem weissen Winterfell kann sich im Schnee ideal vor Feinden verstecken. Man erkennt ihn gut an seinen schwarz gefärbten Ohrenspitzen. Bild: CanStockPhoto

Wo lebt der Schneehase? Was frisst er? Wie übersteht er den Winter? Nicht viele Säugetiere sind an so schwierige Bedingungen angepasst wie der Schneehase. Hier erfährst du, wie er den eiskalten Winter überlebt.

Lebensraum und Verbreitungsgebiet

Den Schneehasen findet man in weiten Gebieten von kalten, nördlichen Regionen, wie Skandinavien und Sibirien. Er wohnt nicht, wie andere Hasenarten, in unterirdischen Höhlen, sondern hauptsächlich oberirdisch. Je nach Jahreszeit ernährt er sich von Gräsern, Kräutern, Knospen, Baumrinde oder Wurzeln. Der Schneehase hat viele natürliche Feinde, vor denen er sich fürchten muss. Je nach Region zählen Füchse, Marder, Luchse und Greifvögel dazu.

Verbreitungsgebiet des Schneehasen

Das Verbreitungsgebiet des Schneehasen erstreckt sich über weite Teile des nördlichen Europa und Asien. Bild: Pio2009/Wikimedia Commons, CC-Lizenz

Auch in den Alpen findet man eine Schneehasen-Population, das heisst eine Gruppe von Tieren, die hier leben und sich vermehren. Diese Schneehasen haben jedoch keinen Kontakt mit anderen Schneehasen im Norden von Europa und Russland. Sie sind während der letzten Eiszeit in die Alpen eingewandert. Als das Eis sich zurückzog und es in tieferen Gebieten wärmer wurde (zu warm für Schneehasen), blieben sie in den Alpen und können nicht mehr zu den Tieren in den nördlichen Populationen gelangen (eine solche abgetrennte Population nennt man auch ein „Eiszeitrelikt“).

Farbenvielfalt

Schneehase im Übergangsfell

Im Frühjahr, wenn der Schnee schmilzt, wechselt der Schneehase seine Fellfarbe vom weissen Winterkleid zum braunen Sommerkleid. In der Übergangsphase des Fellwechsels können Hasen gesichtet werden, die noch beide Fellfarben aufweisen. Bild: CanStockPhoto

Der Name sagt es bereits: Der Schneehase hat ein schneeweisses Fell. An den Ohrenspitzen ist das Fell typischerweise schwarz gefärbt. Der Schneehase ist aber nicht immer weiss, sondern zeigt eine Vielfalt von Fellfarben, je nach Jahreszeit und Region. In Gegenden, wo der Schnee im Sommer wegschmilzt, tauscht der Schneehase sein weisses Winterfell gegen ein braunes Sommerfell aus, welches besser an die sommerliche Umgebung angepasst ist. Zur Übergangszeit im Frühling und Herbst können Hasen gesichtet werden, die ein weiss-braun geflecktes Fell aufweisen. Je nachdem, wie lange der Winter dauert, trägt der Schneehase unterschiedlich lang sein Winter- oder Sommerfell. In Regionen, wo der Schnee nie ganz wegschmilzt, wechselt der Schneehase sein Winterfell nicht und bleibt das ganze Jahr weiss. Dank dieser grossen Variation an Fellfarben kann sich der Schneehase optimal an seine Umgebung anpassen.

Wusstest du, dass nicht nur der Schneehase, sondern auch das Schneehuhn seine Farbe wechseln kann und sich so der Umgebung in jeder Jahreszeit anpasst?

Schneehuhn. Bild: CanStockPhoto

Weitere Anpassungen

Auch die Gestalt der Beine und Ohren ist den kühleren Lebensbedingungen angepasst. Vergleicht man z. B. den Alpenschneehasen mit dem Feldhasen, der in wärmeren Regionen der Schweiz lebt, sind die Beine und Ohren des Schneehasen deutlich kürzer. So ist ihre Oberfläche kleiner und der Wärmeverlust über die Haut deutlich geringer. Dies ist in kalten Regionen vorteilhaft, wo Wärmespeicherung zum Überleben extrem wichtig ist.

Schneehase im Frühling

Dieser Schneehase hat nach der Schneeschmelze sein Winterfell noch nicht gewechselt. Er ist nicht mehr so gut getarnt wie im Winter, wenn alles mit weissem Schnee bedeckt ist. Bild: CanStockPhoto

Die Pfoten des Schneehasen sind im Winter stärker behaart als im Sommer, was zwei Vorteile für den Hasen bringt. Einerseits sind die Pfoten so besser vor der Kälte geschützt, und andererseits können sie besser über den Schnee laufen ohne einzusinken. Ausserdem kann der Schneehase seine Zehen spreizen, um die Fläche der Pfoten grösser zu machen. Sie funktionieren also ähnlich wie Schneeschuhe!

Der Schneehase passt auch seine Nahrungssuche an, um im Winter nicht zu viel Energie zu verbrauchen. Er bewegt sich weniger weit und sucht nur noch im engeren Umkreis nach Futter. Um die Nahrung vollständig zu verwerten, verdaut er sie ein erstes Mal im Blinddarm, scheidet sie als feuchten Kot aus und frisst diesen Kot nochmals. Bei dieser zweiten Verdauung entstehen die bekannten, trockenen Kügelchen von Hasenkot (dasselbe machen übrigens auch Hauskaninchen).

Spuren im Schnee

Das Leben im Schnee ist nicht einfach. Neben der Kälte birgt der Schnee noch ein grosses Problem: Man hinterlässt Spuren. Für die Feinde des Schneehasen, wie den Fuchs, sind diese äusserst nützlich, denn sie führen direkt zur Beute. Auch hier hat sich der Schneehase angepasst. Um den Feind zu verwirren, läuft er auf seinen eigenen Spuren zurück, und macht dazwischen grosse Sprünge, um die Spuren zu unterbrechen.

Ein wahrer Überlebenskünstler

Diese Beispiele zeigen, wie sich der Schneehase optimal an seine schwierigen Lebensbedingungen angepasst hat. Eine Kombination von körperlichen Merkmalen und besonderen Verhaltensweisen macht den Schneehasen zu einem wahren Überlebenskünstler.

Erstellt: 19.01.2018
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