Körper & Gesundheit

Sauber und steril – wie und warum?

Hände eines Kindes mit Seife unter fliessendem Wasser

Bild: CanStockPhoto

Sauber: das ist, wenn man keinen Dreck mehr sieht – oder? Ja und nein.

Wenn man frisch geduscht ist, die Kleider keine Flecken haben, der Esstisch abgewischt und das WC geputzt ist, hat das viele Vorteile: Es entstehen keine schlechten Gerüche, nichts klebt oder schmiert, und die meisten von uns fühlen sich so viel wohler. Für den Alltag reicht dies völlig aus. Krümel werden einfach weggewischt, und etwas Putzmittel hilft gegen klebrige Tropfen. So kann man zum Beispiel bereits verhindern, dass in der Küche plötzlich Schimmel wächst und Lebensmittel ungeniessbar macht.

Es gibt jedoch Situationen und Orte, an denen diese Art von Sauberkeit noch nicht genug ist: Bei einer Operation im Spital muss „steril“ gearbeitet werden, wenn man Infektionen verhindern möchte. Das heisst, Material, Werkzeuge und Hände müssen nicht nur frei von sichtbarem Schmutz sein, sondern es sollten sich darauf gar keine aktiven Mikroorganismen befinden. Seife ist hier nur der erste Schritt zur Reinigung, der zweite ist die Desinfektion.

Grafische Darstellung der Ablösung von Schmutzteilchen von der Haut durch Tenside im Wasser

Fettige Schmutzteilchen werden von den Seifenmolekülen im Wasser umschlossen und es bilden sich Mizellen. Da die Mizellen nach aussen hin wasserlöslich sind, werden sie mit dem Wasser von der Haut abgewaschen.

Seife: ein Universal-Reinigungsmittel

Die Verwendung von Seife hat eine lange Tradition. Ein Gemisch aus Pflanzenasche und Öl wurde schon vor 4500 Jahren im Vorderen Orient als Heilsalbe verwendet; als Reinigungsmittel diente diese Vor-Form von Seife bei den Römern allerdings erst etwa ab dem 2. Jahrhundert nach Christus. Die Seife, wie wir sie heute kennen, wurde im 7. Jahrhundert entwickelt.

Eine Seife wird aus einer alkalischen Phase (heute zum Beispiel Natronlauge, früher die Pflanzenasche) und einem pflanzlichen oder tierischen Fett hergestellt. Die beiden Stoffe reagieren miteinander (man nennt dies in der Chemie „Verseifung“). Die entstehenden Seifenmoleküle besitzen einen wasserabweisenden und einen wasseranziehenden Teil. Der wasserabweisende Teil ist gleichzeitig lipophil, das heisst, er ist „fettliebend“. Man nennt solche Moleküle „Tenside“.

Wenn nun etwas Fettiges mit Seifenlösung behandelt wird, verbinden sich die lipophilen Teile der Seifenmoleküle mit dem Fett und umschliessen dieses in Tropfen (man nennt diese „Mizellen“). Jeder Fetttropfen befindet sich dann im Inneren einer Kugel von Seifenmolekülen mit wasseranziehenden Enden aussen. Dieses Gebilde lässt sich mit Wasser wegwaschen. Da auch Staub und Dreck aller Art zum Teil aus Fett bestehen, kann man diese mit Seife und Wasser ablösen, und Krankheitserreger werden weggespült.

Agarplatte, geteilt in drei unterschiedlich von Bakterien bewachsene Bereiche

Auf diese Agarplatte wurde dreimal der Finger gedrückt: ungewaschen (unten rechts), nach dem Waschen mit Wasser und Seife (oben), nach zusätzlicher Desinfektion (links). Nach 24 Stunden sind die auf die Platte übertragenen Bakterien zu weisslichen Kolonien herangewachsen. Der Unterschied zwischen den drei Abdrücken ist deutlich zu sehen! Bild: Geoman3/Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Desinfektionsmittel: Wenn es steril sein muss

Ein Desinfektionsmittel reinigt noch gründlicher als Seife: Es spült Keime nicht nur weg, sondern inaktiviert sie, so dass sie abgetötet werden oder sich zumindest nicht mehr vermehren können. Nicht alle Desinfektionsmittel kann man überall verwenden: Zum Händewaschen sind viele dieser Mittel nicht geeignet, da sie die Haut reizen. Ein Gel aus 75–80% Alkohol, 1.45% Glyzerin und Wasser hat sich jedoch rund um die Welt als ideal für die Hand-Hygiene erwiesen. Das Rezept dazu stammt übrigens aus der Schweiz!

Es war der Arzt Didier Pittet vom Genfer Universitätsspital, der ab dem Jahr 2000 dieses Gel und seine Anwendung international bekannt machte. Ein paar Tropfen des Gels auf den Händen zu verreiben dauert viel weniger lang als mehrmaliges Händewaschen. Bei korrekter Anwendung werden Bakterien und Viren zuverlässig abgetötet, und dies funktioniert auch an Orten, wo es kein sauberes Wasser gibt. Das Gel ist billig herzustellen und damit eines der wichtigsten Mittel im Kampf gegen Infektionskrankheiten auch an Orten mit schlechten hygienischen Bedingungen.

Erstellt: 20.12.2021
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