Als "Irrlichter" im eigentlichen Sinn werden Flämmchen bezeichnet, die auf offener Fläche in sumpfigen Gebieten beobachtet werden. Daneben gibt es aber noch andere unheimliche Leuchterscheinungen, die einem genauso gespenstisch vorkommen können: Kugelblitze zum Beispiel, oder das sogenannte Elmsfeuer.
Das Irrlicht im Sumpf
Wenn ein einsamer Wanderer weit weg vom nächsten Dorf von der Dämmerung überrascht wird und auf offener Fläche plötzlich kleine Flämmchen auftauchen, kann man sich vorstellen, wie ihm das den Schauder über den Rücken treibt! Solche Irrlichter werden auch Irrwische oder Sumpflichter genannt. Wie der Name Sumpflicht bereits verrät, werden sie meistens in Sümpfen oder Mooren beobachtet. Zahlreiche Menschen wollen sie gesehen haben, wobei sich jedoch Augenzeugenberichte und Gespenstergeschichten wild mischen. Deshalb wurden die Leuchterscheinungen in Sümpfen oder Mooren lange Zeit als Aberglaube abgetan.
Inzwischen weiss man aber so viel über die Vorgänge in einem Moor, dass diese Erscheinungen tatsächlich naturwissenschaftlich erklärt werden können. Es gibt dabei zwei Theorien: Entweder könnte es sich bei den Lichtern um ein Phänomen von Biolumineszenz handeln, also selbstleuchtende Pilze oder Algen. Oder es könnte sich um Flämmchen handeln, die entstehen, wenn sich Sumpfgase spontan entzünden.
Im Sumpf entstehen nämlich durch den Zerfall von organischem Material Biogase wie Methan und Monophosphan. Diese Gase sind leicht brennbar, und wenn sie aus dem Boden aufsteigen, geraten sie an der Luft mit Sauerstoff in Kontakt. Dabei kann sich dieses Gasgemisch spontan entzünden und während einigen Sekunden ein Flämmchen erzeugen. Mit Gasen von verrottendem Pflanzenmaterial konnten Chemiker eine Art Irrlicht sogar im Labor erzeugen. Nichtsdestotrotz hat es noch niemand geschafft, Irrlichter in der Natur wissenschaftlich zu untersuchen ...
Feuerzeichen vom Himmel
Auf andere Weise entstehen die Flammenbüschel, die Seeleute während Stürmen auf hoher See an den Masten ihres Schiffes beobachten können. Je nach Situation wurde ein solches "Elmsfeuer" (benannt nach einem Schutzpatron der Seeleute) als positives oder auch als unglückbringendes Zeichen gedeutet. Elmsfeuer können sich bei gewitterhaftem Wetter auch an anderen festen Gegenständen zeigen, wie Flugzeugflügeln und -cockpitscheiben oder Kirchtürmen.
Beim Elmsfeuer handelt es sich um elektrische Entladungen in der Atmosphäre, die bei gewittrigen Wetterlagen entstehen. Während eines Gewitters können sehr starke Magnetfelder entstehen. Diese Felder bewirken eine Ionisierung von Stickstoff- und Sauerstoffmolekülen in der Luft, die dann blauviolettes Licht abstrahlen. Die Magnetfelder während eines Gewitters sind am stärksten um spitze Gegenstände herum, wie Kirchtürmer und Masten. Deshalb erscheinen genau dort manchmal Elmsfeuer.