Für die Urmenschen war es durchaus angebracht, in Stresssituationen davonzurennen: beispielsweise wenn der Stress durch das Grollen eines wilden Tieres ausgelöst wurde, oder durch einen Wildbach, der plötzlich anzuschwellen drohte. Die Fluchtreaktion sicherte dem Menschen in solchen Situationen das Überleben. Der Körper wird durch das Stress-Hormon Cortisol in Alarmstimmung versetzt: er mobilisiert Energie, um mit der stressigen Situation umzugehen. Unter dem Einfluss von Cortisol wird im Blut mehr Zucker transportiert, und Blutdruck und Puls erhöhen sich. Gleichzeitig werden weniger wichtige Körperfunktionen unterdrückt.
Cortisol wird in der Nebenniere hergestellt. Damit es soweit kommt, muss dort eine Reihe von Genen eingeschaltet werden, wofür Signale aus dem Hirn notwendig sind. Seine vielseitige Wirkung entfaltet Cortisol dadurch, dass es indirekt zahlreiche weitere Gene zu aktivieren vermag, darunter auch solche, die zur Unterdrückung der Immunabwehr führen. Verschiedene Gene, die an dieser komplizierten Stressreaktion beteiligt sind, liegen auf Chromosom 10.
Unser Körper reagiert nicht nur auf körperlichen Stress mit der Ausschüttung von Cortisol, sondern auch bei emotionalen und psychischen Belastungen. Obwohl dem Körper damit signalisiert wird, dass es besser wäre, sofort wegzurennen, ist das bekanntlich nicht in jeder Situation angesagt.
In solchen Fällen muss der Stress abgebaut werden: Man kann sich beispielsweise bei Sport und Spiel entspannen. Das ist sinnvoll, denn aufgestauter Stress ist nicht gesund. Cortisol beeinträchtigt unter anderem auch die weissen Blutkörperchen, die Leukozyten, die bei der Abwehr von Krankheitserregern eine wichtige Rolle spielen. Unverarbeiteter Stress kann daher auch wirklich krank machen!