Technik & Materialien

Der Stoff, aus dem Träume sind

Bild: Adobe Stock

Geschmeidig wie Seide, weich und warm wie eine Mohairdecke, schwer und edel wie Brokat, hauchzart wie Chiffon, unverwüstlich wie Jeansstoff. Textilien – Stoffe und Gewebe – sind extrem vielseitig: Kleider, Heimtextilien, Leinwände, Segeltuch, Verbandsmaterial, Fallschirmseide, banales Gebrauchsgut und kostbares Kunstwerk… die Liste ist fast ohne Ende.

Bis ins 20. Jahrhundert wurden für Textilien fast nur Naturfasern wie Baumwolle, Hanf oder Flachs verarbeitet. Dann kamen Chemiefasern wie Nylon oder Polyester dazu: Billig, pflegeleicht, langlebig – und deshalb weltweit sogleich ein Hit. Inzwischen hat das Image dieser aus Erdöl hergestellten und deshalb biologisch nicht abbaubaren Kunstfasern allerdings stark gelitten. Dafür sind seit Ende der 80er-Jahre die sogenannten Hightech-Textilien auf dem Vormarsch. Das sind Textilien, denen moderne Technik und Materialwissenschaften völlig neue Eigenschaften verleihen und die damit auch ein immer grösseres Einsatzgebiet finden: von der Raumfahrt über den Flugzeugbau bis hin zu Architektur und Medizinaltechnik.

Textilien mit technischem Dreh

  • Funktionstextilien sind Stoffe für Spitzenleistungen. Sie sorgen dafür, dass Outdoorbekleidung nicht nur bequem ist, sondern uns auch bei extremen Wind und Wetterbedingungen warm und trocken hält. Um die gewünschten Anforderungen zu erfüllen, werden Natur- oder Kunstfasern mit weiteren Materialien angereichert. Dann verteilt sich z. B. dank hochleitfähigem Graphen die Wärme gleichmässig in der Skijacke und dank eingearbeiteter Nanosilberpartikel beginnt nichts zu riechen, wenn man schwitzt.
  • Gesundheit und Wohlbefinden zum Anziehen bieten smarte Textilien, die zum Beispiel mithilfe von eingebetteten Sensoren, leitfähigen Fasern und integrierten Mikroprozessoren Körperfunktionen wie den Herzschlag messen und analysieren, gezielt medizinische Wirkstoffe abgeben oder mit einer antibakteriellen Beschichtung Wunden schneller heilen lassen.
  • Thermochrome Stoffe enthalten Pigmente, die je nach Temperatur ihre Farbe ändern.
  • Fotochrome Pigmente beginnen bei Sonnenschein zu leuchten.
  • Formgedächtnis: Mit dem Faserprotein Keratin angereicherte Fasern können sich "erinnern": Werden sie erwärmt, springen sie in ihre ursprüngliche Form zurück.
  • Mit miniaturisierten Solarelementen bestickte Stoffe laden das Handy auf oder verpassen der Handtasche eine Innenbeleuchtung.

Zwei, die unter einer Decke stecken

Technik und Textilien sind unzertrennlich, seit Urzeiten. Man könnte sogar sagen: In Textilien (von lateinisch "texere", d.h. weben) sind Handwerkskunst und technologischer Fortschritt seit jeher eng verwoben. Spindeln, um Fasern von Pflanzen (z. B. Baumwolle) oder Tieren (z. B. Wolle) zu Garn zu spinnen, und von Hand betriebene Webstühle, um dieses Garn zu einem Stoff zu verweben, gibt es seit Jahrtausenden.

Im Spätmittelalter kamen mechanische Webstühle, Spinn- und Handstickmaschinen hinzu, es entstanden eine florierende Heimindustrie und erste Textilfabriken. Mit der Erfindung der Dampfmaschine Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Industrialisierung der Textilproduktion weiter Fahrt auf. In den heutigen Hightech-Textilien schliesslich verschmelzen Textilien und hochmoderne Technik und fädeln der Textilindustrie eine smarte und umweltfreundliche Zukunft ein.

Erstellt: 16.07.2025
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