Erde & Umwelt

Forschung in eisigen Höhen

Das Sphinx-Gebäude auf dem Jungfraujoch vom Mönchsjoch aus

Das Sphinx-Gebäude auf dem Jungfraujoch vom Mönchsjoch aus. Bild: ©HFSJG

Frostklirrende Luft, ewiger Schnee, strahlende Viertausender. Befinden wir uns im Reich der Eisprinzessin? Möglich. Sicher aber befinden wir uns an der höchstgelegenen Forschungsstation Europas auf 3571 m ü. M. Das Jungfraujoch ist nicht nur Standort für astronomische Beobachtungen, sondern auch für eine Reihe von Projekten und Messungen im Rahmen der Klimaforschung. Insbesondere der Zustand der Atmosphäre und deren Veränderungen bilden einen Schwerpunkt der Forschung auf dem Jungfraujoch. Die Forschungsstation ist Teil mehrerer nationaler und internationaler Netzwerke, wie des Global Atmosphere Watch, in denen weltweit gesammelte Daten ausgewertet werden.

Das Sphinx-Gebäude auf dem Jungfraujoch von Nordosten aus.

Das Sphinx-Gebäude auf dem Jungfraujoch von Nordosten aus. Bild: ©Jungfraubahnen

Wie kam es dazu?

Mit der grossen Höhe und der sauberen Bergluft herrschen auf dem Jungfraujoch ideale Bedingungen für die Erforschung bestimmter Fragestellungen aus den Bereichen Umwelt, Glaziologie, Geophysik, Meteorologie, Astronomie, Strahlenforschung oder Medizin. Geforscht wurde auf dem Jungfraujoch deshalb schon lange. Doch seit dem Bau des hochalpinen Forschungsinstituts im Jahre 1931 können Wissenschaftler mit mehr Komfort und Sicherheit ihre Forschung betreiben. Dazu trägt massgeblich auch die Jungfraubahn bei, seit deren Inbetriebnahme 1912 riskante Expeditionen hinfällig wurden. Die Bahn verdankt ihre Errichtung nicht nur dem aufblühenden alpinen Tourismus; der Bundesrat genehmigte den Bau der Jungfraubahn unter der Bedingung, dass diese die Forschungsstation finanziell unterstützt.

Wie läuft es ab?

Die Hochalpine Forschungsstation Jungfraujoch wird nach dem Gästeprinzip betrieben und steht Forschenden aus der ganzen Welt offen. Physik, Medizin, Glaziologie und viele andere Disziplinen sind hier vertreten. Die Forschenden bleiben nur vorübergehend auf der Station, den Hauptteil ihrer Arbeit, wie die Auswertung der gemessenen Daten, verrichten sie in ihrem jeweiligen Forschungsinstitut. Die auf der Station installierten Messgeräte, die ungefähr 50 Forschungsprojekte bedienen, übermitteln über 100 gemessene Variablen übers Internet an die jeweiligen Arbeitsplätze. Nur die Betriebswarte, zwei sich abwechselnde Paare, besetzen die Station kontinuierlich. Sie betreuen die Gäste, die Infrastruktur und die Messgeräte und versorgen MeteoSchweiz mehrmals täglich mit Wetterbeobachtungen per Auge, wie Wolkentypen, Höhe der Wolken oder Sichtweite.

Was wird gemessen?

Wettermessungen haben die Forschung auf dem Jungfraujoch begründet und werden nun automatisiert weitergeführt. Diese Daten dienen nicht nur der Wetterprognose, sondern sind auch eine Grundlage für die Klimaforschung und zeigen die Folgen des Klimawandels im alpinen Raum auf. Auf dem Jungfraujoch wurde zwischen 1937 und 2005 eine Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur um ca. 1.8 °C und zwischen 1961 und 2005 wurden im Sommer ca. 60% mehr Tage mit einer Temperatur über 0°C verzeichnet. Die Zusammensetzung der Erdatmosphäre, insbesondere der CO2-Konzentration, wird mittels hochpräziser Messungen überwacht. Damit können zum Beispiel Quellen von Luftfremdstoffen identifiziert werden und neue Erkenntnisse zu Luftqualität und Klimawandel gewonnen werden.

Aerosole, feine Schwebepartikel, haben einen direkten Einfluss aufs Klima, indem sie das Sonnenlicht streuen oder absorbieren. Aber auch indirekt könnten sie einen Effekt haben, indem sie Eigenschaften der Wolken verändern. Auf dem Jungfraujoch wird untersucht, wie die Aerosolpartikel verteilt werden, wie sie mit Wolken interagieren und welche Rolle sie bei der Bildung von Eis in Zirruswolken spielen.

Weitere Projekte befassen sich mit der Überwachung der Radioaktivität und der kosmischen Strahlung, den Auswirkungen eines Aufenthalts im Hochgebirge auf den menschlichen Körper oder der Überlebensfähigkeit von Mikroorganismen, die auf Wüstenstaub von der Sahara bis in die Alpen gelangt sind. Und natürlich bildet die Erforschung des Aletschgletschers und des Permafrosts einen weiteren Schwerpunkt.

Erstellt: 28.01.2021
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