Technik & Materialien

Im Kreis denken – für die Umwelt

Bild: Adobe Stock

Fast Fashion belastet Umwelt und Klima. Kreislaufwirtschaft und neue Technologien zeigen, wie nachhaltige Modeproduktion möglich wird – von Zero-Waste-Design bis Biocouture.

Die Herstellung von Textilien hat auch problematische Seiten. Für den Anbau von Baumwolle zum Beispiel ist sehr viel Wasser nötig. Generell braucht das Bleichen, Färben, Bedrucken oder Imprägnieren von Textilien eine Menge Chemikalien. Kunstfasern auf Basis von fossilen Rohstoffen belasten die Umwelt: ein grosser Teil davon gelangt als Mikroplastik ins Meer. Dazu kommen lange Transportwege, da Textilien oft in Billiglohnländern – unter miserablen Arbeitsbedingungen – produziert werden.

Kommt dazu, dass in der Modebranche die Lebenszyklen immer kürzer werden:
Früher gab es eine Sommer- und eine Winterkollektion, punkt. Heute bringen grosse Modelabels bis zu 24 Kollektionen pro Jahr auf den Markt. Diese “Fast Fashion” trägt dazu bei, dass Kleider noch schneller im Abfall landen. Hier hat die Technologie durch Onlinehandel, Social Media und Influencer-Marketing zum Problem beigetragen. Technische Innovation kann aber auch ein wesentlicher Teil der Lösung sein. Es regt sich in der Textilindustrie, bei jungen Designer:innen und Konsument:innen, Widerstand gegen billige Wegwerfmode und ihre schädlichen Auswirkungen.

Die Bewegung der “Fashion Changers” setzt sich für “Slow Fashion” ein – dafür also, lieber weniger Mode zu konsumieren, aber dafür solche, die hochwertig ist, lange hält und unter fairen und umweltverträglichen Bedingungen produziert wird. In der Schweiz will die Initiative “Sustainable Textiles Switzerland 2030” den Textilsektor nachhaltig verändern.

Im Zentrum seht die Kreislaufwirtschaft: Statt im Müll zu landen, sollen Textilien möglichst lang genutzt und dann wiederaufbereitet (recycelt) werden. Noch steht der Kleiderkreislauf am Anfang. Innovative Technologien können dabei helfen, ihn zu realisieren:

  • Zero-Waste-Design: Automatisierte Schneidemaschinen und 3D-Drucker sorgen schon beim Zuschneiden dafür, dass keine Stoffreste anfallen.
  • Smart Factories: Sensoren und digitale Kontrollsysteme berechnen genau, wie viel Material benötigt wird. So werden keine Ressourcen vergeudet.
  • Biocouture setzt auf Stoffe, die aus Bioabfällen, Bakterien, Hefen, Algen und Pilzen gezüchtet werden.
  • Beim Upcycling wird aus Textilabfällen etwas hochwertig Neues. So werden unbrauchbare Altkleider mithilfe von biotechnologischen Verfahren in ihre kleinsten chemischen Bausteine zerlegt und diese dann neu zusammengesetzt, z. B. zu umweltfreundlichen Textilfarben oder veganem Leder.
  • Microfactories sind vollautomatisierte Minifabriken, die Kleider in kleinen Serien produzieren: nur so viel, wie dann auch gekauft wird.
  • Künstliche Intelligenz (KI) kann dabei helfen, den Bedarf genauer vorherzusagen und so Überproduktion und Verschwendung zu reduzieren.
  • Mit ihrem Avatar in der virtuellen Ankleidekabine können Kund:innen bequem zu Hause ausprobieren, wie ihnen ein Kleidungsstück stehen würde – in der Hoffnung, dass es im Onlinehandel dann weniger Retouren gibt. Diesbezüglich sind Schweizer:innen unrühmliche Europameister: Sie schicken jedes dritte Päckli retour.

Wusstest du, dass …

  • ... die Textilindustrie jährlich etwa 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursacht, mehr als alle internationalen Flüge und Seeschifffahrten zusammen?
  • ... bereits bei der Textilproduktion etwa 92 Millionen Tonnen Textilabfälle anfallen?
  • ... für ein einziges Baumwoll-T-Shirt schätzungsweise 2700 Liter Süsswasser nötig sind, etwa so viel wie eine Person in zweieinhalb Jahren trinkt?
  • ... laut Umfragen die meisten Leute ein Kleidungsstück im Schnitt weniger als 10 Mal tragen?
  • ... jede Person in Europa im Schnitt pro Jahr fast 26 Kilogramm Textilien kauft und davon etwa 11 Kilogramm wegwirft?
Erstellt: 16.07.2025
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