Was man anhand von Zwillingspaaren über Intelligenz lernen kann
Wenn das Denkvermögen eines Menschen einzig und allein durch seine genetische Ausstattung bestimmt würde, so müssten alle eineiigen Zwillinge genau dasselbe Niveau an Intelligenz erreichen, da sie 100% ihrer Gene teilen. Dies ist nicht der Fall, und es zeigt uns, dass äussere Einflüsse wie das Umfeld, in welchem man aufwächst, ebenfalls einen grossen Einfluss auf unsere mentalen Fähigkeiten haben. Indem Forscher den Zusammenhang zwischen dem IQ-Wert von eineiigen und zweieiigen Zwillingen verglichen haben, konnten sie berechnen, dass die Intelligenz eine Erblichkeit von ca. 50% aufweist.
Intelligenz-Gene: mehr oder weniger wichtig je nach sozialem Status?
Wenn man versucht zu quantifizieren, welchen Einfluss die Gene bzw. die Umwelt auf die Intelligenz eines Menschen haben, so gibt es viele Faktoren, die man in Betracht ziehen muss. Insbesondere beeinflussen soziale Aspekte sehr stark, ob Intelligenzunterschiede eher auf genetische Varianten oder auf ein unterschiedliches Umfeld zurückzuführen sind. Innerhalb von sozial höher gestellten Schichten haben die Gene einen grösseren Einfluss auf die Intelligenz, weil die meisten Menschen innerhalb dieser Schicht in einem gut ausgestatteten Umfeld aufgewachsen sind, wo ihnen fundierte Möglichkeiten geboten wurden, ihr genetisches Potential auszuschöpfen. In schlechter gestellten Schichten hingegen sind Unterschiede zwischen Individuen grösstenteils auf die Umwelt zurückzuführen, da die Möglichkeiten, einen bestimmten Bildungsstand zu erreichen, stark eingeschränkt sein können. Kurz gesagt: Je besser die Grundbildung, desto grösser der Einfluss der Gene.
Schlaue Eltern – schlaue Kinder?
Ist denn Intelligenz nun vererbbar oder nicht? Diese Frage lässt sich wohl am besten beantworten mit einem „Ja, aber…“. Zwar spielt die genetische Ausstattung eine gewisse Rolle dafür, wie intelligent du bist, aber der Einfluss des Umfeldes spielt ebenfalls eine grosse Rolle. Es reicht also nicht aus, intelligente Eltern zu haben, um selbst auch schlau zu sein. Man kann die genetische Komponente der Intelligenz gewissermassen als „Talent, schlau zu sein“ anschauen. Wie andere Talente muss auch die Intelligenz durch gezieltes Training entwickelt und gefördert werden, um ihr volles Potential zu erreichen. Aus dieser Tatsache kann man zwei Schlüsse ziehen: Zum einen werden zwei Menschen, die sich gleich stark einsetzen und ihre Intelligenz trainieren, am Schluss nicht unbedingt gleich schlau sein, da genetische Unterschiede bestehen. Zum anderen ist eine gute genetische Grundlage kein Freipass dafür, sich auf die faule Haut zu legen – ohne Training entwickelt ein Mensch auch mit gutem Grundpotential keine überdurchschnittliche Intelligenz.