Forschertagebücher

Parasiten der Zecke: Beeinflussen sie sich gegenseitig?

Auch kleine Tiere wie Insekten, Spinnen oder eben Zecken können von noch kleineren Parasiten befallen werden. Bild: PHOTO FUN/Shutterstock.com

Richtig gelesen: Die Zecke, auch Holzbock genannt und selbst ein unbeliebter Parasit, kann ihrerseits von Parasiten befallen werden! Gewisse dieser Parasiten, die Borrelien, können bei einem Zeckenbiss auf den Menschen übertragen werden und lösen die Infektionskrankheit Borreliose aus. Lukas Hoff hat in seiner Maturaarbeit untersucht, ob sich Borrelien und Wolbachia (ein anderer Parasit der Zecke) gegenseitig beeinflussen.

"Auswirkung von Wolbachia auf das Vorkommen von Borrelien in Ixodes ricinus" - so lautete der Titel meiner Maturaarbeit. Um dieses Thema zu bestimmen, habe ich meinen Betreuer aufgesucht und mit ihm besprochen, was im Rahmen des Möglichen wäre. Da von Anfang an feststand, dass es ein naturwissenschaftliches Thema werden würde, war die Auswahl wenigstens von dieser Seite her eingegrenzt. Jedoch musste ich mich für etwas entscheiden. Da ich sehr gerne im Labor tätig bin, schien mir ein passendes Thema am besten geeignet.

Wolbachia als Mittel zur Bekämpfung von Krankheiten

Durch verschiedene Maturaarbeiten und meinen Betreuer wurde ich auf Wolbachia und dessen Wirkung aufmerksam gemacht. Dieser gram-negative, intrazellulär lebende Parasit beeinflusst seine Wirte auf die verschiedensten Arten, und meist zum eigenen Vorteil. So zum Beispiel Aedes aegypti, eine weit verbreitete Mückenart. Diese kommt häufig in den Tropen und Subtropen vor und ist dort für die Übertragung des Denguefiebers verantwortlich. Dieses Fieber wird durch das Denguevirus ausgelöst, das sich durch die weiblichen Mücken verbreitet. Nun hat man festgestellt, dass Mücken, die Träger von Wolbachia sind, dieses Virus nicht mehr übertragen. Warum und wie genau die Übertragung unterbunden oder das Virus verdrängt wird, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen. Es gibt jedoch verschiedene Thesen. Mit diesem Wissen hat man die Krankheit in grossen Gebieten erfolgreich bekämpft, da sich die Auswirkung von Wolbachia auf die Fortpflanzung der Mücken hier nutzen lässt.

Auf diesem Bild sind Borrelien zu sehen. Sie gehören zu den Spirochäten. Borrelien können bei einem Zeckenbiss auf den Menschen übertragen werden und Borreliose auslösen. Bild: Wikimedia Commons

Entschlossen zu testen, ob sich Wolbachia noch zur Bekämpfung weiterer Krankheiten einsetzen lässt, begann meine Suche nach einem Wirt, bei dem natürlicherweise Wolbachia vorkommt und der gleichzeitig noch eine Krankheit überträgt. Bei meiner Recherche stiess ich auf Ixodes ricinus. Diese Zeckenart, auch genannt Holzbock, ist Überträger verschiedener Krankheiten: so zum Beispiel der Lyme Borreliose, FSME und weiterer. Da Ixodes ricinus Wirt von Borrelien und Wolbachia sein kann, hatte ich meine Versuchsobjekte gefunden.

Um die nötigen Fähigkeiten zu erlangen, die zur Durchführung der Arbeit nötig waren, fragte ich zusammen mit einem Kollegen beim Tierspital der Universität Zürich an. Im Frühjahr 2012 konnten wir so während drei Tagen unter der Aufsicht von Frau Enikoe Goenczi und Dr. Marina Meli lernen, wie man DNS aus Zecken extrahiert und eine Real Time PCR durchführt und auswertet. Mit diesem Wissen zurück in Chur, startete ich meine Arbeit an den Zecken, die ich alle von hilfsbereiten Spendern erhalten hatte. Die Extraktion der Zecken war kein Problem, jedoch musste ich meine Pläne nochmals ändern, da mir das Labor, in dem ich die Real Time PCR machen wollte, abgesagt hatte.

Unter UV-Licht sichtbar gemacht, sieht man Banden, welche durch DNS-Stücke einer bestimmten Länge entstehen. Bild: Lukas Hoff

Schlussendlich konnte ich die Zecken an der BKS mit Hilfe der konventionellen PCR-Methode und der Gelelektrophorese untersuchen. Trotz aufwendiger und anstrengender Wochen gelang es mir nicht nachzuweisen, ob und wie sich Wolbachia auf das Vorkommen von Borrelien in Zecken auswirkt. Jedoch ist solche Grundlagenforschung wichtig, denn nun kann ich mit Sicherheit sagen, dass die Herangehensweise, um eine Antwort auf die Fragestellung zu finden, nicht optimal ist und angepasst werden muss.

Trotz dieser auf den ersten Blick ernüchternden Ergebnisse muss ich sagen, dass ich durch diese Arbeit viel gelernt habe. Auch hoffe ich, dass weiter in diese Richtung geforscht wird, denn eine Antwort auf die Frage, wie sich Wolbachia auf verschiedene Krankheitserreger auswirkt, könnte von grossem wissenschaftlichem Interesse sein.

Quelle: Lukas Hoff
Erstellt: 19.12.2012
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