Die Säfte unterschiedlicher Gehölzpflanzen werden vom Menschen auf ganz verschiedene Weise verarbeitet und genutzt. Die folgenden drei Beispiele sind dabei von besonderer Bedeutung.
Kautschuk – Gummi aus der Natur
Einer der wichtigsten Pflanzensäfte ist Kautschuk. Der Kautschukbaum kommt nur in gewissen Gebieten der Welt vor: in Südamerika, Asien und Afrika. Ganz typisch für diesen Baum ist der weisse Saft, den er produziert. Diese weisse Substanz wird Latex genannt und direkt vom Baum geerntet. Durch Einritzen der Baumrinde kann der Saft abfliessen und wird in Eimern gesammelt, bevor er weiterverarbeitet wird. Nur 25–35 % dieses Milchsaftes bestehen aus dem eigentlichen Kautschuk. Der Rest setzt sich aus Wasser, Harz, Eiweissen und Mineralstoffen zusammen. Um an den eigentlichen Kautschuk zu kommen, muss der Latex zuerst aufgereinigt werden. Nach diesem Prozess ist die Substanz nicht mehr weiss gefärbt, sondern braun. Dieser natürliche Kautschuk wird nachher nochmals weiterverarbeitet, in einem Prozess, den man Vulkanisierung nennt. Vor der Vulkanisierung lässt sich Kautschuk verformen, geht aber danach nicht mehr komplett in seine ursprüngliche Form zurück. Diese Eigenschaft nennt man viskoelastisch. Nach der Vulkanisierung ist Kautschuk elastisch und wird dann als Gummi bezeichnet.
Der grösste Teil des produzierten Kautschuks wird für die Autoreifen-Industrie verwendet. Wegen seiner hohen Belastbarkeit ist Kautschuk der ideale Bestandteil für die Herstellung von Autoreifen. Andere Produkte, die aus Kautschuk hergestellt werden sind z.B. Matratzen, Schwämme, Handschuhe oder Ballone.
Harz – Lack, Klebstoff, Lebensmittel
Ein anderer bekannter Pflanzensaft mit vielen Verwendungszwecken ist Harz. Harz wird, wie Latex, auch von Bäumen abgesondert und kann verschiedene Farben aufweisen. Je nach Baumart und Vorkommen ist Harz durchsichtig bis gelb oder sogar braun gefärbt und kann unterschiedlich trüb sein. Harz wird von Bäumen produziert, damit sie kleinere Verletzungen an ihrer Oberfläche verschliessen können.
So unterschiedlich das gewonnene Harz ist, so vielfältig sind auch die Produkte, die daraus gemacht werden. Kolophonium ist das bekannteste natürliche Harzprodukt. Es findet in vielen Produkten Anwendung, wie z. B. als Klebstoff für Pflaster, in Kaugummis oder zum Einreiben der Bogenhaare bei Streichinstrumenten, was für gute Haftreibung auf den Saiten sorgt. Kolophonium wird durch Erhitzen des Harzes produziert. Beim Erhitzen trennt sich das Harz in einen festen Rückstand und Terpentinöl. Das Öl wird vom festen Teil abgeschieden und der feste Teil dann als Kolophonium benutzt. Harz wird auch in Kerzen oder Lampen als Brennstoff verwendet. Es gibt sogar Harze, die für den Verzehr geeignet sind: beispielsweise das Verdickungsmittel Gummi arabicum aus Akazienharz, oder das Harz, das in sehr kleinen Mengen dem griechischen Weisswein Retsina zugesetzt wird und ihm ein spezielles, herbes Aroma gibt.
Ahornsirup – unschlagbar zu Pancakes
Ein anderer weit verbreiteter Pflanzensaft, der vor allem gut schmeckt, ist der Ahornsirup. Dieser wird nur von einer ganz speziellen Baumart produziert, dem Zucker-Ahorn (Acer saccharum). Wenn die Bäume im Frühling beginnen, Nährstoffe aus den Wurzeln in die oberen Blätter zu transportieren, können Teile dieses Pflanzensaftes für die Produktion von Ahornsirup verwendet werden. Durch Anbohren des Stammes kann der süsse Pflanzensaft vom Baum geerntet werden, ohne dem Baum grössere Schäden zuzufügen. Dies ist wichtig, denn wird der Baum zu stark beschädigt, können in den folgenden Jahren grosse Ernteeinbussen folgen. Traditionellerweise wird der Zuckersaft in Eimern an den Bäumen gesammelt, um nachher weiterverarbeitet zu werden. Die Verarbeitung ist ziemlich einfach: Der geerntete Zuckersaft wird eingekocht, bis er genügend dick ist und einen Zuckergehalt von ca. 60 % aufweist. Durch diesen Prozess wird auch ein Teil des Zuckers karamellisiert, was dem Ahornsirup seine typische Farbe und sein Aroma verleiht.
Wichtige Säfte
Diese drei Beispiele von Pflanzensäften aus verschiedenen Pflanzen und Klimaregionen zeigen, wie vielfältig die Rohstoffe sind, welche die Natur zu bieten hat, und was für eine wichtige Stellung die daraus gewonnenen Produkte in unserem Alltag haben.
Der Stein, der keiner ist
Wie du wahrscheinlich weisst, sieht Bernstein zwar aus wie ein Stein, ist aber aufgrund seiner Entstehung kein echter Stein. Das merkt man auch daran, dass er zwar in Süsswasser sinkt, im Salzwasser jedoch schwimmt. Bernstein entstand aus den Ausscheidungen von Pflanzen, und zwar aus dem Harz von Bäumen, die vor vielen Millionen Jahren auf der Erde wuchsen. In diesem Harz sind häufig kleine Insekten oder Stückchen von anderen Pflanzen eingeschlossen und haben sich bis heute erhalten. Dies ist besonders interessant für Paläontologen, welche die Tiere, Pflanzen und Ökosysteme in früheren Erdzeitaltern zu rekonstruieren versuchen.
Interessanterweise weiss man nicht genau, von was für Pflanzen das Bernstein-Harz stammte; es gibt verschiedene Bernstein-Typen unterschiedlicher Herkunft, deren chemische und physikalische Zusammensetzung teils dem Harz heutiger Nadelbäume, teils aber auch dem Harz von Blütenpflanzen ähnelt.