Zuerst war Abby enttäuscht, als sie erfuhr, dass die Winterspiele in Südkorea stattfinden. Denn eine Traumdestination für Skifahrer war das Land in ihren Augen nicht, im Gegensatz zum benachbarten Japan mit seinem legendären "Sushi Powder", dem unvergleichlich locker leichten Tiefschnee. Zu Abbys grosser Überraschung liess ihr Trainer diese Vorbehalte aber nicht gelten: "Als ob das für eine so technologieverliebte Nation ein Problem wäre!", lachte er und erklärte, was er damit meinte: "Die Koreaner machen all diese Nachteile durch Topinfrastrukturen wett, die in ganz Asien ihresgleichen suchen."
Es fängt bei der Produktion des Kunstschnees an, gilt für die Fahrzeuge, mit denen die Pisten planiert werden, und geht bis zum computergesteuerten Pistenpräparierungssystem, das dem Schneebelag die richtige Härte und Widerstandskraft verleiht. Auch bei der Kurssetzung stehen technische Hilfsmittel zur Verfügung: Computermodelle ermitteln das ideale Design einer Abfahrt unter Berücksichtigung der Geländeform, der Hangneigung und angestrebten Maximalgeschwindigkeit. "Ihr Skirennfahrer braucht nur eure Skis anzuschnallen – alles Übrige macht die Technik", spottet Abbys russischer Sportkollege Juri. "Als ob das bei euch Eiskunstläufern anders wäre", gibt sie zurück.
Eine Eisbahn braucht einen ebenen Untergrund, auf dem mithilfe einer Maschine eine Eisschicht erzeugt und bewahrt wird. Wie hoch bzw. niedrig die Oberflächentemperatur sein muss, kommt auf die Sportart an: Eiskunstläufer brauchen weiches, griffiges Eis um minus drei Grad, Eishockeyspieler hartes um minus sechs Grad. Für perfekte Wettkampfbedingungen genügt das allerdings noch nicht, auch die Oberfläche muss genau richtig beschaffen sein. Hier kommt die Eisbearbeitungsmaschine ins Spiel, ein spezielles Fahrzeug, an dessen Heck ein scharfes Messer angebracht ist, dass die oberste Eisschicht abhobelt. Anschliessend spritzt die Maschine Wasser auf die bearbeitete Fläche, spült Furchen aus, sammelt die Reste des abgeschabten "Eisschnees" zusammen und saugt alles wieder auf. In einem zweiten Durchgang verwendet sie 60 Grad warmes Wasser, das die oberste Eisschicht antaut. Und bevor die neue mit der alten Eisschicht zusammenfriert, poliert die Maschine Unebenheiten weg und füllt Rillen aus. Dieser ganze Prozess, von der normalerweise ziemlich energiefressenden Kühlung bis zur Eisbearbeitung, soll in der ultramodernen Gangneung-Eishalle in Südkorea besonders ökofreundlich gestaltet sein.