Das Wort "Tattoo" leitet sich vom samoanischen tatau ab, welches das "Schlagen" oder Ritzen eines Musters in die Haut bezeichnete. Tatsächlich wurden Tätowierungen in zahlreichen Kulturen traditionellerweise mit spitzen Nadeln oder "Kämmen" angebracht, die man in Tinte tauchte und dann mit leichtem Klopfen in die Haut schlug. Heutzutage verwendet man vorzugsweise eine Tätowiermaschine; das ist ein Gerät in Form eines Stifts, dessen feine, tintengetränkte Nadeln entweder mit Hilfe zweier Magnetspulen oder mit einem Elektromotor rasch auf und ab bewegt werden. Dabei lagert sich die Farbe in der oberen Schicht der Dermis ab, wo sie von bestimmten Zellen, den Makrophagen, eingeschlossen wird. Diese haben, wie viele Zellen des Körpers, eine relativ kurze Lebensdauer (rund 20 Tage). Bis vor kurzem wusste man nicht, wie die Tätowierfarbe trotz dem Zerfall der Makrophagen während Jahren und Jahrzehnten am Ort verbleiben konnte.
Das Geheimnis des langen Lebens eines Tattoos
Das Geheimnis konnte dank genetisch veränderten Mäusen gelüftet werden, deren Makrophagen auf ein bestimmtes Toxin empfindlich reagierten. Die Schwänze der Labortiere wurden tätowiert und daraufhin die Makrophagen in ihrer Dermis durch Injektion des Toxins zerstört. Dennoch verschwand die Tätowierung nicht von ihrer Haut. Tatsächlich werden die Farbpartikel bei der Zerstörung der Makrophagen freigesetzt; doch da sie zu gross sind, um sich frei im Gewebe zu bewegen, bleiben sie an Ort, bis neue Makrophagen durch die Lymphe herangeführt werden und die Pigmente von neuem einfangen. Es handelt sich dabei also um einen lebenslangen Kreislauf, bei dem die Tätowierfarbe von Makrophage zu Makrophage weitergegeben wird.
Manch ein Tattoo gefällt der Trägerin oder dem Träger allerdings nicht ein Leben lang. Aus verschiedenen Gründen kann ein Tattoo irgendwann unerwünscht sein; manchmal hält eine Tätowierung länger als die Begeisterung, mit der man sie sich hat stechen lassen! Dennoch können nur die wenigsten eine Tattoo-Entfernung durchführen lassen.
Mit Licht gegen Farbpigmente
Die beste heute zur Verfügung stehende Technik zur Entfernung von Tattoos ist die Tattoo-Entfernung mit Hilfe von Laserstrahlen. Dabei werden die Zellen, welche die Farbe enthalten, sowie die Farbpartikel selbst durch hochfrequente Lichtpulse zerstört. Die Lymphe kann diese Partikel dann abtransportieren, doch ein Teil wird von benachbarten Makrophagen wieder eingefangen. Deshalb werden bei dieser Methode mehrere Sitzungen benötigt, und der Erfolg der Tattoo-Entfernung hängt von der Farbe der verwendeten Tinte wie auch von der Geschicklichkeit des Tätowierers ab (eine gut gestochene Tätowierung lässt sich schlechter entfernen). Selten kann das Tattoo spurlos zum Verschwinden gebracht werden, und es kann zu einer Depigmentierung der Haut kommen, so dass sozusagen ein Negativbild des Tattoos erscheint. Die Tattoo-Entfernung mittels Laser ist ausserdem schmerzhafter (und teurer) als die Tätowierung selbst.
Die letzten Spuren zum Verschwinden bringen
Das Verständnis der Rolle der Makrophagen bei der Fixierung der Tinte in der Dermis eröffnet neue Perspektiven für Menschen, die ihr Tattoo loswerden möchten. Um die Effizienz der Laser-Entfernung zu erhöhen, müsste man gleichzeitig die Makrophagen zerstören, die sich um das Motiv herum befinden, damit die Farbpartikel nicht gleich wieder eingefangen und fixiert werden. Dazu müsste eine Substanz entwickelt werden, die spezifisch und lokal, aber zeitlich beschränkt auf die Makrophagen einwirken würde.
Zum jetzigen Zeitpunkt bleibt eine Tattoo-Entfernung ein ungewisses Unterfangen, für das auch ein Spezialist keine Garantien geben kann. Eine Tätowierung ist und bleibt eine permanente Veränderung der Haut – und ist eines der Dinge in unserer schnelllebigen Gesellschaft, die langfristig bedacht werden wollen.
Weitere Quellen:
- Paul Benkimoun. Le secret de l’éternité des tatouages découvert. Article de lemonde.fr, paru le 06.03.18
- Anna Baranska et al. 2018. Unveiling skin macrophage dynamics explains both tattoo persistence and strenuous removal. Journal of experimental medicine. DOI: 10.1084/jem.20171608
- Marlène Duretz. Se défaire de ses tatouages, c’est long, c’est cher et ça fait mal. Article de lemonde.fr, paru le 17.03.18