Technik & Materialien

Warum werden Niedrigenergiehäuser oft aus Holz gebaut?

Das erste sechsstöckige Minergie-Holzhaus der Schweiz

In Steinhausen (Kanton Zug) wurde das erste sechsstöckige Minergie-Holzhaus der Schweiz erstellt. Bild: Renggli AG, Sursee

Im Gegensatz zu anderen Baumaterialien ist Holz ein schlechter Wärmeleiter. Deshalb ist dieses Material besonders attraktiv für Häuser mit einem tiefen Energieverbrauch.

In den letzten Jahren wurden viele neue Häuser mit einem tiefen Energieverbrauch gebaut. Etliche von ihnen sind aus Holz – und das mit gutem Grund: Aus energetischer Sicht ist Holz nämlich ein sehr vorteilhaftes Baumaterial, denn es weist im Vergleich zu anderen gängigen Baustoffen wie etwa Ziegelsteinen oder Beton eine deutlich geringere Wärmeleitfähigkeit auf. Mit Holz lässt sich also die hohe Wärmedämmung bei vergleichsweise geringer Wanddicke erreichen.

U-Wert: das Mass aller Dinge

Wie gut ein bestimmtes Bauteil, zum Beispiel eine Hauswand oder ein Dach, die Wärme im Haus zurückhalten kann, wird mit dem U-Wert – dem sogenannten Wärmedurchgangskoeffizient – angegeben. Je kleiner der U-Wert, desto schlechter wird Wärme geleitet und desto besser ist also die Wärmedämmung. Der U-Wert gibt dabei an, wie hoch der Energieverlust pro Quadratmeter Oberfläche und pro Grad Temperaturunterschied ist.

Eine typische Haus-Aussenwand aus Ziegeln isoliert schon mehr als doppelt so gut wie eine gleich dicke, ungedämmte Beton-Wand. Eine Aussenwand in Holzrahmenbauweise, wie sie bei Wohnhäusern aus Holz häufig zu finden ist, hat einen sehr niedrigen U-Wert – die Energieverluste durch diese Mauer sind mehr als siebenmal geringer als durch die Ziegelwand, gegenüber der Betonmauer beträgt die Energieeinsparung sogar das 15-fache.

Die geringere Wärmeleitfähigkeit der Holzrahmenbauweise ergibt sich aus der Tatsache, dass das Isolationsmaterial direkt in die Wandkonstruktion integriert werden kann. Bei der Massivbauweise hingegen muss eine zusätzliche Dämmschicht aussen an die Wand angebracht werden, um eine günstige Energiebilanz zu erreichen.

Aus Brandschutzgründen durften bis vor kurzem nur zweigeschossige Häuser aus Holz gebaut werden. Inzwischen wurden die Brandschutzvorschriften jedoch angepasst, so dass heute sogar sechsstöckige Gebäude aus Holz erstellt werden dürfen.

Rechenbeispiel: Beton 15 Mal schlechter

Die Einheit des U-Werts ist Watt pro Quadratmeter und pro Kelvin: W/(m2·K). Eine 24 cm dicke Aussenwand aus Mauerziegeln beispielsweise weist einen U-Wert von ca. 1,5 W/(m2·K) auf. Das heisst also: Bei einer Temperaturdifferenz von 20 Kelvin (d.h. einer Innentemperatur von 20°C und einer Aussentemperatur von 0°C) lässt eine 10 Meter lange und 2,5 Meter hohe Wand (die also 25 m2 gross ist) 750 W bzw. 0,75 kW (Kilowatt) Wärme entweichen. Innerhalb von 24 Stunden summiert sich dieser Energiefluss auf einen Wärmeverlust von 18 kWh (Kilowattstunden), was einer Menge von umgerechnet knapp 2 Litern Heizöl entspricht.

Durch eine gleich dicke Aussenwand in Holzrahmenbauweise mit einem U-Wert von ca. 0,20 W/(m2·K) geht dagegen nur eine Energiemenge von 2,4 kWh pro Tag verloren. Umgerechnet in Heizöl entspricht das einem gut gefüllten Trinkglas (gut ein Viertelliter Heizöl). Deutlich schlechtersieht es bei der entsprechenden Betonmauer ohne Wärmedämmung aus: Diese hat einen U-Wert von 3,3 W/(m2·K). Die Betonmauer lässt also mehr als 15 Mal so viel Energie aus dem Haus entweichen wie die Holzkonstruktion, es würden etwa 4 Liter Heizöl benötigt, um dem Wärmeverlust durch die hier beschriebene Aussenwand auszugleichen.

Text: SATW/Felix Würsten

Erstellt: 10.10.2012

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