Das Wort „Synästhesie“ stammt aus dem Griechischen: „Syn“ bedeutet „zusammen“ und „aisthesis“ meint „Empfindung“. Synästhetiker erfahren also mehrere Sinneseindrücke gleichzeitig. Eine Krankheit ist dieses Feuerwerk der Eindrücke jedoch nicht!
Ein A ist rot und zu Mozart gehören silberne Kreise
Für manche Synästhetiker besitzen Zahlen und Buchstaben Farben, beispielsweise ist die Fünf braun und ein A dunkelrot. Andere Synästhetiker nehmen beim Musikhören verschiedene Farben und Formen war, oder schmecken bei Klängen unterschiedliche Geschmacksrichtungen, wie bitter oder salzig. Theoretisch ist aber jede Empfindungskombination denkbar. Da wir ja fünf Sinne besitzen und zusätzlich auch noch verschiedene andere Sensoren haben, wie die Wahrnehmung von Zeit, Raum, Gefühlen und Temperatur, ergeben sich da eine ganze Menge Möglichkeiten.
Merkmale und Unterscheidungen von Synästhesien
Am häufigsten jedoch ist die Kopplung von Zeichen und Farben. Dies nennt man in der Fachsprache graphemische Synästhesie. Ebenfalls häufig sind die Kalender-Synästhesie, bei der Wochentage farbig oder dreidimensional im Raum wahrgenommen werden, und Musiksynästhesien.
Die meisten Synästhetiker besitzen ihre Begabung schon von Geburt an. Die Sinnesverschmelzungen sind individuell, das heisst, der eine Synästhetiker empfindet ein A immer als dunkelrot, für einen Anderen besitzt es vielleicht immer eine hellblaue Farbe. „Echte“ Synästhesie geschieht automatisch und unbewusst. Die Wahrnehmungen der Synästhetiker sind konstant. Das A war also vor fünf Jahren schon rot und wird auch in zehn Jahren noch rot sein.
Synästhesie ist gar nicht so selten ...
Es wird geschätzt, dass ungefähr 5 % der Bevölkerung Synästhetiker sind. Die Begabung wird häufiger bei Frauen als bei Männern gefunden. Manchmal bemerken Synästhetiker ihre Fähigkeiten erst, wenn sie darauf hingewiesen werden, da ihre Wahrnehmung für sie ja völlig normal ist und sie nichts anderes kennen. Wahrscheinlich wird die Synästhesie zum Teil auch genetisch vererbt. In einer Studie wurde gezeigt, dass bei 42 % der Synästhetiker ein naher Verwandter ebenfalls synästhetische Wahrnehmungen hat.
Was passiert im Gehirn?
Dass es Synästhesie wirklich gibt und es sich nicht nur um Einbildung handelt, wurde durch verschiedene Studien gezeigt. Mittels bildgebenden Verfahren (die abgekürzte Namen tragen wie EEG oder fMRI) können die Wissenschaftler sehen, welche Gehirnareale zum Beispiel beim Hören eines Wortes aktiv sind. Anders als beim Nicht-Synästhetiker wird beim graphemischen Synästhetiker zusätzlich zum „Hörareal“ automatisch das „Farbareal“ aktiviert.
Irgendwie kommunizieren die verschiedenen Hirnareale also miteinander. Wie das geht und warum dies nur bei einem Teil der Menschen passiert, ist für die Wissenschaft aber immer noch ein Rätsel. Möglicherweise haben wir alle als Neugeborene die Vernetzung und Vermischung der Sinne besessen. Bei den meisten Menschen hat sich dieses „Sinneschaos“ dann in fünf getrennte Sinne entwickelt, doch bei einigen Menschen sind ein paar „Querverbindungen“ mehr als üblich geblieben und sie wurden zu Synästhetikern. Dies ist jedoch nur eine Theorie ...