1950 lebten 4,7 Millionen Menschen in der Schweiz, heute sind es beinahe acht Millionen. Mit dem Bevölkerungswachstum wurden Wohnsiedlungen, Strassen, Schienen und Elektrizitätsleitungen ausgebaut – zulasten der unbebauten Naturflächen. Heute werden jährlich rund 27 km² überbaut, d.h. die Fläche des Walensees. Jede Sekunde geht somit ein Quadratmeter Landwirtschaftsfläche verloren. Das gefährdet eine nachhaltige Entwicklung und die Artenvielfalt der Schweiz.
Um die räumlichen Qualitäten der Schweiz langfristig zu sichern, haben Vertreterinnen und Vertreter von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden das «Raumkonzept Schweiz» verfasst. Darin machen sie Vorschläge, wie die bereits verbauten Flächen effektiver genutzt und die unverbauten besser geschützt werden können, zum Beispiel durch verdichtetes Bauen und die Schaffung von Schutzgebieten. Zudem soll zunehmend überregional geplant werden, also in Räumen, die mehrere Kantone, Städte oder Gemeinden umfassen. Konkret enthält das Konzept Entwicklungsvorstellungen für zwölf Handlungsräume.
Unterschieden werden drei grossstädtische Handlungsräume (Zürich, Basel, Genferseeregion), eine Hauptstadtregion (Bern) fünf klein- und mittelstädtische Handlungsräume (Luzern, Città Ticino, Jurabogen, Aareland, Nordostschweiz) und drei alpine Handlungsräume (Gotthard, Westalpen, Ostalpen). Die Besonderheiten und Stärken der jeweiligen Handlungsräume sollen bewusst genutzt und weiterentwickelt werden. Ziel dabei ist es, die natürlichen Ressourcen zu sichern, die Mobilität zu lenken, die Vielfalt zu erhalten, die Wettbewerbsfähigkeit der Regionen zu stärken und die Solidarität unter den Menschen zu fördern.
Das Raumkonzept wurde 2007 und 2008 in verschiedenen Regionen der Schweiz mit Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern diskutiert. 2011 fand zudem eine öffentliche Konsultation statt, während der sich Interessensgruppen zum Konzept äussern konnten. Die Anwendung des Konzepts für Planungen von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden ist bislang freiwillig.