Körper & Gesundheit

Wie schnell kann ein Mensch rennen?

Usain Bolt beim 100-m-Lauf am Leichtathletik-Weltfinale 2009 in Thessaloniki

Keiner ist so schnell wie Usain Bolt. Das war auch beim 100-m-Lauf am Leichtathletik-Weltfinale 2009 in Thessaloniki der Fall. Bild: Ververidis Vasilis/Shutterstock.com

100 Meter in 9,58 Sekunden! Das ist der aktuelle Weltrekord, gesprintet vom Jamaikaner Usain Bolt an den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin.

Der schnellste Mann der Welt erreichte bei seinem Rekordlauf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 37,58 km/h und eine Maximalgeschwindigkeit von 44,72 km/h. Er machte somit einem galoppierenden Pferd Konkurrenz. Einen jagenden Gepard jedoch könnte Bolt trotzdem nicht überholen. Dieser sprintet nämlich mit bis zu 110 km/h.

Die magische 10-Sekunden-Marke

Nur die besten Sportler laufen die 100 Meter in weniger als 10 Sekunden. Die meisten davon haben afrikanische Wurzeln. Der Franzose Christophe Lemaitre ist bis heute der einzige weisshäutige Sprinter, der die 10-Sekunden-Marke knacken konnte. Einer Frau ist dies bisher überhaupt noch nie gelungen. Gibt es also bestimmte „Körpereigenschaften“, die einen Sportler besonders schnell machen?

Warum sind Afrikaner die besseren Sprinter als Europäer oder Asiaten?

Eine Theorie besagt, dass Sprinter mit einem hohen Körperschwerpunkt (also Läufer, bei denen sich der Bauchnabel weit oben befindet) besonders schnell sind. Laut einer Studie liegt der Bauchnabel bei Schwarzen etwa drei Zentimeter höher als bei gleich grossen Weissen. Zusätzlich sollen Afrikaner schmalere Hüften, ein längeres Fersenbein (das ist ein Knochen im Fuss) und weniger Unterhautfett besitzen und so anatomisch besser zum Sprinten ausgerüstet sein als Weisse.

Frauen sind Männern vom Körperbau her ebenfalls unterlegen, wenn es um Schnelligkeit geht. Sie besitzen weniger Muskeln, mehr Körperfett und breitere Hüften und haben als Sprinterinnen darum einen Nachteil.

„Schnelle“ Muskelfasern

Eine weitere Voraussetzung zum guten Sprinter ist ein hoher Anteil von „schnellen“ Muskelfasern. Diese reagieren sehr schnell und stark, können die Kraft aber auch nur für kurze Zeit halten. Sie können mit dem richtigen Training aufgebaut werden, aber manche Menschen werden bereits mit mehr „schnellen“ Muskelfasern geboren als andere – ihnen ist also das Sprinten vielleicht bereits in die Wiege gelegt worden.

Lange Beine und bewegliche Füsse helfen zum Sieg

Und Usain Bolt? Bis vor kurzem dachte man, kleine Läufer hätten einen Vorteil, weil sie weniger Körpermasse haben und deshalb besser beschleunigen können. Doch Usain Bolt ist 1,96 Meter gross und hängt trotzdem alle ab. Vielleicht liegt das an seinen langen Beinen und einer Schrittlänge von 2,44 m, dank der er für die gleiche Strecke weniger Schritte benötigt als andere Läufer. Ausserdem sollen seine Füsse sich sehr schnell beugen und strecken können, so dass er beim Rennen einen kürzeren Bodenkontakt benötigt als seine Gegner.

Doch egal ob Schwarz oder Weiss, 1,96 oder 1,73 m: Sicher ist auf jeden Fall, dass der Sprint-Erfolg mit der Lust am Rennen, der Motivation und dem Training zusammenhängt.

Gibt es eine menschliche „Geschwindigkeits-Limite“?

Doch wie schnell können wir Menschen noch werden? Vor einigen Jahren hatten Biomechaniker behauptet, dass niemand die 100 Meter unter 9,7 Sekunden rennen werde. Dann kam Usain Bolt, und alles war anders. Auch der Mathematik-Professor Matthias Ludwig machte Berechnungen und kam auf eine Limite von 9,55 Sekunden. Da ist Bolt schon sehr nahe dran ...

Der Mensch strebt immer nach neuen Rekorden und wird sich kaum von einer vorausgesagten Zeitlimite aufhalten lassen. Wer weiss, vielleicht rennt einmal ein Sprinter die 100 Meter in 8,99 Sekunden, wie es der Sportwissenschaftler John Brenkus voraussagt.

Erstellt: 17.10.2012
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