Tiere & Pflanzen

Zirpen, rasseln und singen: Wie Tiere kommunizieren

Springender Buckelwal

Der Buckelwal, ein Bartenwal, ist bekannt für seine akrobatischen Sprünge – und seinen Walgesang. Bild: CanStockPhoto

Menschen sprechen, lachen oder singen. Worte sind unser wichtigstes Kommunikationsmittel, Sprache ermöglicht überhaupt erst unsere Kultur. Auch Tiere verständigen sich mit Lauten oder Geräuschen, aber oft auf ganz andere Art als wir. Wie Tiere diese Töne erzeugen und was sie einander damit mitteilen, erfährst du in diesem Artikel.

Wenn wir Menschen etwas Alltägliches mitteilen wollen, denken wir gar nicht lange nach: Wir sagen es einfach, z. B. was wir gerade tun, ob wir Hunger haben, oder wie unsere nächste Woche aussieht. Wir brauchen dazu unsere Stimmlippen – Strukturen im Kehlkopf, die durch die Atemluft in Schwingung versetzt werden und dadurch den Klang der Stimme erzeugen. Immer wieder schliessen sich die Stimmlippen und unterbrechen den Luftfluss; so entstehen unterschiedlich grosse „Luftpakete“, die mit Hilfe von Kehle, Zunge und Lippen zu spezifischen Lauten und Tönen geformt werden.

Es kommunizieren aber bei weitem nicht alle Tiere mit Hilfe von Stimmlippen. In der Tierwelt haben sich diverse Verständigungsmöglichkeiten entwickelt, und Laute können durch verschiedene Strukturen erzeugt werden. Manche Töne werden gezielt eingesetzt, um vor Feinden zu warnen oder Drohungen auszustossen, während andere bei der Nahrungs- und Partnersuche helfen.

Grillen – die Rechtsgeiger

Grille

Die Grille erzeugt ihr typisches Zirpen durch das Aneinanderreiben ihrer Flügel. Bild: Vijayakumarblathur/Wikimedia Commons, CC-Lizenz

Grillen kommunizieren vor allem während der Paarungssaison miteinander. Von Ende April bis Ende Juni kann man ihr typisches Konzert draussen hören. Die Grille zirpt mit ihren Flügeln. Auf der Unterseite ihrer Vorderflügel besitzt sie eine ganze Reihe kleiner, feiner Zähne; 140 sind es auf jedem Flügel. Mit den Zähnchen des rechten Flügels streichen die Grillenmännchen über die Zähnchen des linken Flügels. Da diese Technik dem Spielen einer Geige ähnelt und alle Grillen mit dem rechten über den linken Flügel streichen, haben Zoologen ihnen den Spitznamen „Rechtsgeiger“ gegeben. Mit ihren Flügeln können sie nicht nur einen Ton erzeugen, sondern eine ganze Reihe von verschiedenen Liedern zirpen, um Weibchen anzulocken. Männchen jedoch zirpen nicht nur, um eine geeignete Partnerin zu finden, sondern auch, um ihr Revier zu verteidigen.

Klapperschlangen – rasselnde Warnsignale

Klapperschlange

Die Hornringe am Schwanzende der Klapperschlange erzeugen das typische rasselnde Geräusch. Bild: CanStockPhoto

Die Klapperschlange kommuniziert hauptsächlich durch ihre Rassel, welche sich am Ende ihres Schwanzes befindet und aus mehreren Hornringen besteht. Die Hornringe sind nicht mit kleinen Kügelchen gefüllt wie bei einer Kinderrassel, sondern reiben aneinander, um den typischen Rasselton zu erzeugen. Die Laute, die mit dieser Struktur produziert werden, dienen hauptsächlich als Warnsignale. Wenn sich eine Klapperschlange bedroht fühlt, kann sie ihren Schwanz 50–60 Mal pro Sekunde hin und her bewegen. Da eine Klapperschlange viel Energie aufwenden muss, um Gift zu produzieren, setzt sie dieses nur sparsam ein und sendet lieber ein Warnsignal durch das Klappern aus. Gerade Huftiere, die oft ungewollt an eine Klapperschlange gelangen und auf sie treten könnten, werden so sehr effektiv gewarnt.

Wale – Sänger der Meere

Belugawal

Hinter der abgerundeten Stirn eines Zahnwals, hier eines Belugas, befindet sich die Melone. Sie ist für die Lautbildung sehr wichtig. Bild: CanStockPhoto

Da Wale ihr Leben im Wasser verbringen, mussten sie ihr Kommunikationssystem an ihre Umgebung anpassen (siehe auch Der Gesang der Wale). Bei den Walen ist die Tonbildung zwischen Barten- und Zahnwalen sehr unterschiedlich. Über die Tonbildung bei Bartenwalen weiss man noch sehr wenig. Sie besitzen zwar einen Kehlkopf wie wir Menschen, haben aber keine Stimmbänder, die Töne erzeugen können. Wie sie ihre Laute und Töne ausbilden, muss sich also grundlegend von uns Menschen unterscheiden.

Bei den Zahnwalen wurde bereits genauer erforscht, wie Töne erzeugt werden. Sie haben ein spezielles Organ an der vorderen Oberseite ihres Kopfes, welches ihnen bei der Kommunikation hilft. Dieses Organ wird Melone genannt und besteht hauptsächlich aus Fett- und Bindegewebe. Bei der Tonerzeugung strömt Luft durch eine Struktur im Kopf, die „phonetische Lippen“ genannt werden. Durch den Luftstrom werden diese phonetischen Lippen in Schwingung gebracht und erzeugen Vibrationen, die dann an die Melone weitergeleitet werden. Die Melone formt aus den Vibrationen einen Ton, der an die Umgebung ausgesendet wird.

Praktisch alle Zahnwale haben zwei Paare „phonetischer Lippen“ und können somit zwei Töne zur selben Zeit produzieren. Die einzige Zahnwalart, die nur ein Paar dieser Lippen besitzt, ist der Pottwal.

Klicklaute und Lieder mit Strophen

Nicht nur die Bildung von Lauten unterscheidet sich bei Barten- und Zahnwalen, sondern auch die Art der Töne und Geräusche, die sie von sich geben. Bartenwale haben einen typischen Walgesang, den Forscher so genannt haben, weil sich Tonfolgen wie Strophen eines Liedes immer wiederholen. Dieser Walgesang wurde bei der Paarungszeit beobachtet und wird von den Männchen verwendet, um Weibchen anzulocken. Zahnwale hingegen kommunizieren mit viel kürzeren, hochfrequenten Geräuschen. Für uns tönen sie wie schnelle Klick- oder Pfeiftöne. Diese Töne werden einerseits zur Echoortung bei der Nahrungssuche verwendet, andererseits aber auch zur Kommunikation unter den Walen. Zahnwale sind häufig in Gruppen unterwegs, sogenannten Schulen. Je nach Saison und Walart kann die Anzahl Tiere in einer Schule von einigen wenigen bis zu Hunderten variieren. Die Tiere einer Schule müssen für die Jagd und Wanderung dauernd miteinander in Kontakt stehen. Die genaue Bedeutung einzelner Töne oder Geräusche der Zahnwale ist noch unbekannt, doch haben manche Forscher das Gefühl, dass auch Zahnwale ihren Gruppenmitgliedern Namen geben, anhand derer sie einander erkennen.

Eine andere spezielle Art der Kommunikation unter Tieren ist das stimmlose Schnurren bei Katzen. Wie genau sie das schnurrende Geräusch erzeugen, ist noch ungeklärt. Bekannt ist, dass Katzen schnurren, wenn sie zufrieden sind, jedoch auch in Stresssituationen, um sich selber zu beruhigen.

Katze

Die Sprache der Tiere

So vielfältig die Tierarten im Tierreich sind, so divers sind auch ihre Kommunikationsmöglichkeiten. Die unterschiedlichen Methoden zur Verständigung untereinander sowie zwischen den Arten sind dabei genau an ihre jeweilige Umwelt und Lebensweise angepasst.

Erstellt: 25.05.2018
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